Glückskeks des Monats

Unser Glückskeks im Juni: Pariser Nonchalance

Pariser Nonchalance - www.expatmamas.de/ - #lebeninfrankreich #expatleben #imauslandzuhause

Neulich war ich mit unserem Wagen auf dem Peripherique von Paris unterwegs. Wir wohnen jetzt schon länger in der französischen Hauptstadt und an den Fahrstil der Franzosen habe ich mich gut gewöhnt: stets auf den eigenen Vorteil bedacht und etwas ruppig. So fahre ich jetzt auch und das klappt gut. Ich fahre aber auch so, wenn wir in Deutschland sind. Zum Entsetzen meiner deutschen Verwandtschaft, der ich dann wortreich erklären muss, dass so eine gelb-rote Ampel eben auch nur eine Lampe ist und kein Sprengsatz, der bei Missachtung detoniert. Egal.

Zurück zum Peripherique. Der Verkehr wurde dickflüssiger und kam zum Stillstand. Der Herr im Wagen hinter mir merkte es aber zu spät und fuhr mir an die Stoßstange. Es gab einen ziemlichen Ruck beim Aufprall. Wir fuhren rechts ran und ich stieg aus, er blieb erstmal sitzen. Dann besahen wir uns beide die leichte Delle, die er verursacht hatte und machten Fotos mit den Handys. Der Schaden war nicht schlimm, aber doof. Wir waren uns einig, dass es durch seine Nachlässigkeit passiert war. Als ich aber den Unfall – ganz deutsch – aufgeben wollte in Anwesenheit der Polizei, da drehte er sich um, stieg wieder in sein Auto und rauschte davon, weil sich der Stau inzwischen aufgelöst hatte. Wortlos. Einfach so.

Von der Versicherung hörte ich nur, dass der Aufwand, jemanden zu suchen und zur Rechenschaft zu ziehen wegen eines so kleinen Schadens sich nicht lohne. Ich fahre seitdem mit einer Delle in der Heckstoßstange und unser Wagen passt jetzt auch optisch gut ins Gesamtbild der angeschrammten Autos auf Pariser Straßen. Das ist wie Mimikry.

Als ich kurz darauf in einer belebten Einkaufsstraße einparken wollte, tat ich das schwungvoll mit kleiner Berührung vorn und hinten, bis ich optimal in der Lücke stand. Genau so hatte ich es vielfach gesehen bei den Franzosen und mich bei den Platzverhältnissen hier auch gerne und schnell daran gewöhnt. Es ist so praktisch!  Und im Prinzip wurden Stoßstangen dafür ja sogar konzipiert! Nur die angestrengten Deutschen verstehen das nicht. Manchmal verschieben sie hier auf diese Weise sogar Autos, deren Handbremse nicht angezogen ist.  Eben bis die Parklücke groß genug ist. Es stört ja auch niemanden. In diesem Fall hatte aber eine Frau mich beobachtet und trat aus dem Laden, vor dem ich parkte. Dann beschwerte sie sich, dass ich gerade leicht ihr Auto berührt hatte, ob mir das denn nicht aufgefallen sei.

„Mais Madame“, antwortete ich, „on m’a dit qu’en France on fait comme ca!“  Man hat mir gesagt, dass es in Frankreich so üblich ist! Sie war so perplex, dass es ihr die Sprache verschlagen hat. Ich stieg wieder ein und rauschte davon. Einfach so! (Inke, Paris)

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