Expat-Leben

Brotliebe – Oder: Wie eine Expatmama frischen Brotduft in amerikanische Küchen bringt

Brotliebe - www.expatmamas.de - USA Brot Backen

Morgens zum Duft frischen Brotes aufzuwachen ist herrlich! Brot, das innen weich und saftig ist und außen eine knackige Kruste hat. Am Besten schmecken dann die noch lauwarmen Scheiben pur, nur mit dicker Butter bestrichen. Yummy! Eine meiner liebsten England-Erinnerungen. England und Brot? Ja, das ist eigentlich ein Widerspruch; brottechnisch sind die britischen Inseln Diaspora. Deswegen wurde das Brotbacken daheim zur einzigen Rettung vor vier Jahren Toastbrot. Bei jedem Heimatbesuch haben wir den Kofferraum mit Backmischungen und Sauerteig beladen; jeder Besucher vom Festland wurde um Brotzutaten als Gastgeschenk gebeten. Kost gegen Logis sozusagen!

Expatmamas überall auf der Welt wissen, wovon ich spreche; nur können sie sich selten mit den Brotzutaten so eindecken, wie wir das konnten. Jede versucht also aus der Not eine Tugend machen, um dem Brotmangel abzuhelfen. Solche Geschichten sprechen mich immer an. So wie meine Freundin in England einen Kinderschuhladen eröffnete, weil sie es leid war, nur daheim in Deutschland eine Auswahl zu haben, so hat Monique in den USA aus Mangel an gutem Brot, einen Versand für Backmischungen gegründet. Breadlovers will (nicht nur Expat-) Küchen mit Brotduft füllen und für brothungrige Expatmamas hat Monique ein kleines Geschenk zum Interview mitgebracht. Lasst euch überraschen!

Ein Interview über das Brot, das uns so viel bedeutet

Brotliebe - www.expatmamas.de - Monique Menesi

e/m: Liebe Monique, du bist vor 4 Jahren in die USA gezogen. Wo hast du vorher gelebt, was hast du gemacht und wie kam es dazu, dass ihr umgezogen seid?

M: Wir sind vor 4 Jahren aus München, genauer gesagt Unterhaching mit der gewonnenen Greencard in die USA ausgewandert. Wir hatten im Jahr 2012 die Greencard gewonnen, diese aktiviert und es war so zusagen die letzte Gelegenheit, bevor sie dann verfallen wäre. Die Entscheidung war dennoch leicht – wir haben Alles verkauft und sind mit zwei Kindern, seinerzeit 8 und 12 Jahre alt, einem Jack Russel und 7 Koffern oneway nach Seattle geflogen. Ohne Plan aber mit vielen Träumen und Erwartungen.

e/m: Fühlt ihr euch schon zu Hause?

M: Wir fühlen uns sehr wohl in den USA. Wir sind sehr viel gereist und haben viel von den USA gesehen (etwas 35 Staaten) und sowohl in Portland Oregon als auch in North Carolina gelebt. Die amerikanische Art zu leben, passt sehr gut zu unserer Lebenseinstellung. Unsere Tochter ist länger in den USA in der Schule als sie in Deutschland je war. Natürlich vermissen wir Familie und Freunde, aber durch die Technik ist das ja nur noch halb so schlimm.

e/m: Was gefällt dir an eurem amerikanischen Leben?

M: Spontan fällt mir dazu ein: die Leichtigkeit. Natürlich gibt es überall gute und schlechte Dinge. Wir lieben hier aber besonders die positive Lebenseinstellung der Menschen. Und wenn Du bereit bist zu arbeiten, kannst du hier nach wie vor den „Amerikanischen Traum“ leben.

e/m: Das klingt, als würdet ihr für immer bleiben?

Brotliebe - www.expatmamas.de - Breadlovers Logo

M: Ja. Wir planen in den USA zu bleiben, da wir uns hier unsere Existenz aufgebaut haben. Wir haben vor vier Jahren unsere Firma meetus@US im Bereich Consulting, Executive Search und Coaching für deutsche Firmen in den USA gestartet. Sie läuft sehr gut und jetzt ist ja noch das neue Business „Breadlovers“ dazugekommen.

e/m: Das ist das Stichwort: Brot!

M: Zu den Dingen, die wir hier vermissen gehört an erster Stelle ganz klar die Familie und Freunde. Aber schon an zweiter Stelle steht das Brot. Alles andere konnten wir hier finden oder wir haben festgestellt, dass manches auch irgendwann nicht mehr so wichtig ist. Bis auf das Brot. Naja vielleicht fehlt mir auch noch ein bisschen München – ich habe immer gesagt ich habe kein Heimweh, ich habe München-weh.

e/m: Gutes Brot, wie wir es in Deutschland kennen, ist in den USA nicht leicht zu bekommen. Du hast also angefangen, Brot selber zu backen.

M: Ja. Ich bin absoluter Laie und habe mich langsam eingearbeitet, wenn man so sagen will.  Ursprünglich war ich Heilpraktikerin für Psychotherapie, gebe aber schon seit vielen Jahren Interkulturelle Trainings und Leadership Coachings in unserer eigenen Firma. Das Backen habe ich für die Familie gemacht.

e/m: War es schwer die Zutaten zum Selberbacken zu finden?

Brotliebe - www.expatmamas.de - Breadlovers

M: Das war in der Tat gar nicht so einfach. Die Mehle sind hier anders, Hefe gibt es nur als Trockenhefe und manche Zutaten wie Lebensmittel im Allgemeinen sind hier sehr viel teurer. Als der Entschluss gefasst war, Breadlovers zu starten, sind wir in diesem Sommer zwei Monate lang 16.000 km durch die USA gereist, um verschiedene Mühlen und Lieferanten zu besuchen. Die Qualität z.B., dass alles nur Organic also Bio ist, ist uns sehr wichtig. Einige Dinge bekommen wir aus Deutschland, da es sie nicht auf dem US-Markt gibt. Wir haben lange probiert, bis wir die richtigen Zutaten und Mischungen hinbekommen haben.

e/m: Wie bist du vom Selberbacken darauf gekommen, deine Geschäftsidee zu entwickeln, Brotbackmischungen zu versenden?

M: Naja, da Brot eine große Rolle schon immer in meiner Familie gespielt hat, haben wir schnell festgestellt, dass das Brot, das du hier überall kaufen kannst ein absolutes No Go ist. Also habe ich – wie gesagt – täglich Brot gebacken. Aber je besser sich unser Consulting Geschäft entwickelte, desto weniger Zeit hatte ich, mich dem Brotbacken zu widmen. Also habe ich am Wochenende Backmischungen vorbereitet, die ich dann nur noch mit Wasser mischen musste, um sie jeden Tag frisch zu backen. Ich habe also den Zeitaufwand auf ein Minimum reduziert. Irgendwann dachte ich mir: Wenn es für mich eine so große Erleichterung mit einem so tollen Ergebnis ist, dann wird es auch anderen gefallen. Und so entstanden die Brot-Backsets und die Idee, Breadlovers zu gründen.

e/m: Als du angefangen hast, Brot zu backen, woher hattest du die Rezepte?

M: Da wir schon in Dubai, Qatar und der Schweiz gelebt haben, sind viele Rezepte über die Jahre des Brotbackens Schritt für Schritt entstanden. In den USA habe ich dann auch lokale Zutaten wie z.B. Pecan-Nüsse, die hier sehr beliebt sind, ausprobiert.

e/m: Und sind das heute noch die gleichen Rezepte?

Brotliebe - www.expatmamas.de - Breadlovers Brot mit Kakaobohnen
Brot mit Kakaobohnen und Haselnüssen

M: Da die Mehle hier sehr unterschiedlich sind, ebenso die Wasser-Qualität anders ist, werden die Brot selbst bei gleicher Rezeptur anders. Ich probiere auch immer noch viel aus z.B. habe ich gestern ein Brot aus Kamut-Mehl mit Kakaobohnen und Haselnüssen (s. Bild) gemacht, das so lecker war, dass ich es sicher bald ins Programm nehme.

e/m: Wie groß ist dein Sortiment? Was ist das Besondere bei deinem Brot?

M: Derzeit haben wir 7 verschiedene Sorten, 2 Vollkornbrote, 1 Kamut-Mehl-Brot – mein Favorit – Roggen-, Dinkel- und Weizen-Brote. Wir arbeiten mit sehr hochwertigen Ingredients wie z.B. Hanf-Samen, Nüssen und Gewürzen. Alles ist bei uns Bio-Qualität und wir verwenden absolut keine Zusatzstoffe oder Geschmacksverstärker. Derzeit arbeiten wir an einem Gluten-freien Brot und weiteren neuen Kreationen.

e/m: Wer sind deine Kunden? Wie wird dein Angebot angenommen?

M: Unsere Kunden waren zuerst Deutsche, die in den USA leben, aber auch Amerikaner bestellen inzwischen unsere Brote. Wir stehen in Verhandlungen mit großen Brauereien und Supermarktketten. Da der Trend in den USA immer mehr zu einer bewussten Ernährung geht, sehen wir ein riesiges Potenzial für unser Produkt.

e/m: Was wäre dein Traum? Was würdest du gerne in den nächsten zwei Jahren erreichen?

M: Mein Traum wäre es, unsere Brot-Backmischungen in großen Supermärkten zu platzieren. Brotbacken ist so simpel, das kann jeder. Was ich in zwei Jahre erreichen möchte, ist echt schwierig zu beantworten, da das Brot-Business ja unser zweites Business ist, das quasi so aus der Not, ein Brotliebhaber zu sein, entstanden ist. Daher haben wir keinen Plan gemacht und freuen uns über jeden Erfolg.

e/m: Liebe Monique, ich danke dir sehr, dass du dir die Zeit genommen hast, und wünsche dir viele glückliche Brotkunden.

Autor

Jonna Struwe, freiberufliche Autorin, Bloggerin und Gründerin von Expatmamas.de, dem Portal für Familien im Ausland

1 Kommentar Neues Kommentar hinzufügen

  1. Susan sagt:

    Da bekomme ich gleich Appetit. ;o) Was für ein gutes Geschäft Brot doch sein kann. Ein ehemaliger Kommilitone meines Mannes hat seine Leidenschaft – das Brotbacken – auch zum Beruf gemacht und ist in Deutschland damit sehr erfolgreich. Monique, vielleicht kennst du seinen Blog oder seine Bücher sogar: https://www.ploetzblog.de/ Viele Grüße aus Kanada, Susan

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert