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Spätsommerblues

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Jedes Jahr im September packt er mich, der Spätsommerblues. Er hat nichts zu tun mit der üblichen Nostalgie, die man nach schönen Urlauben im Süden verspürt. Es ist auch nicht unstillbarer Sonnenhunger oder die Sehnsucht nach dem süßen Nichtstun. Im Gegenteil. Ich will SO gerne SO viel tun. Doch kaum sind die Sommerferien vorbei, trifft mich die Erkenntnis wie ein Schlag: Das Jahr ist so gut wie rum und du hast noch viel zu viel nicht geschafft!!

Die Zeit rennt

Manchen Zielen bin ich nicht mal einen Millimeter nähergekommen. Ich vergesse dann auch gerne, dass sich vielleicht Anderes ergeben hat, von dem ich am Jahresanfang nicht mal eine Ahnung hatte. Ich sehe nur noch: So viele Vorhaben und quasi keine Monate mehr übrig. Jedes Jahr frage ich mich, in welchem Sommerloch die ganze Zeit verschwunden ist?

Im Juni ist noch alles in Ordnung. Halbzeit, das fühlt sich noch gut an und ich freue mich auf den Sommer und Ferien. Ich habe Pläne für die zweite Jahreshälfte und dann ist diese zweite Hälfte plötzlich in der Sommersonne zu einem Viertel zusammengeschrumpelt. Ich stehe da und versuch den kümmerlichen Rest irgendwie beisammenzuhalten, um doch noch das ein oder andere fertig zu bekommen. Oder wenigstens ein bisschen voran zu treiben. Oder immerhin anzustoßen. Na gut, vielleicht auch nur anzudenken?

Und während ich noch grüble, wie in sechs Wochen Sommerferien quasi drei Monate wie in einem schwarzen Loch verschwinden können, tauchen pünktlich im September neben mir komplett neue Websiten-Auftritte auf, Design-Relaunches ganzer Blogs, Instagram-Challenges, Blogparaden… Wann haben sich die Leute das alles ausgedacht? Haben die keine Sommerferien? Ich habe noch nicht mal alle Plugins aktualisiert, von Größerem ganz zu schweigen. Niederschmetternd.

Den eigenen Erwartungen auf den Fersen

Zeit ist relativ. Es geht nicht unbedingt um Zeitmanagement, eher noch um Erwartungsmanagement (meine Erwartungen an mich). Mein Zustand gleicht einem kreativen Entwicklungsstottern, der Kopf ist schneller als der Rest. Drei Schritte mindestens voraus. Und wie immer, wenn „Wollen“ und „Können“ nicht miteinander Schritt halten, ist das Ergebnis die totale Blockade, Frust, Ohnmacht. Kennt das zufällig jemand?

Ich habe ja nun eine gewisse Erfahrung mit dem Spätsommerblues und aus Erfahrung kann man bekanntlich klug werden. Gelernt habe ich inzwischen, dass das letzte Vierteljahr auf dem Kalender trotzdem vorbeizieht, mit oder ohne Schnappatmung im September. Gelernt habe ich auch, dass es sich durchaus rechnet mir im September trotzdem schon einen Bonus auszuzahlen (in Form von möglichst vielen netten Verabredungen) gerade WEGEN mangelnder Zielerreichung. Das bringt mich zwar den Zielen nicht näher, tröstet aber ungemein. Ha, apropos Bonus. Auch so ein Thema. Ich habe mir in einem anderen Leben eine Direktversicherung von der Personalabteilung aufschwätzen lassen, die meinen Bonus steuersparend in eine Lebensversicherung investiert. Ja, so einen Blödsinn hab’ ich mal geglaubt. Jetzt bekomme ich jeden Herbst eine saftige Versicherungsrechnung (die meinen Frust nicht lindert und die ich bittersüß lächelnd überweise) und die Erkenntnis quasi gratis mit dazu, dass Finanzprodukte vor allem für Männer entwickelt werden mit einer durchgängigen Karriere, die – natürlich – nur nach oben zeigt inkl. jährlich steigender Boni und einem Zielerreichungsgrad von 150 Prozent. Aber ich schweife ab. Wo war ich?

Richtig, Ziele erreichen, mein Spätsommerblues. Er wird mich noch die ersten Schulwochen begleiten. Ich werde wieder versuchen, ihn mit Listen und Schokolade einzudämmen; ich werde eine Social Media-Diät machen, bis ich wieder den Erfolgsmeldungen anderer gewachsen bin; und ich werde mein Erfolgskonzept erweitern und mich feiern, wenn ich ENDLICH eine Klavierlehrerin aufgetrieben habe. (Neuerdings scheint JEDES Kind im Stadtgebiet Klavier zu spielen).

Es mag klügere Strategien geben, um nach der Sommerpause den Faden wieder aufzunehmen. Aber immerhin habe ich ein Ziel erreicht: die Schreibhemmung zu überwinden.

P.S.: Um meiner Zielerreichung auf die Sprünge zu helfen, habe ich mir gerade einen Blogplaner bestellt. Vielleicht hilft’s. ;-)

Autor

Jonna Struwe, freiberufliche Autorin, Bloggerin und Gründerin von Expatmamas.de, dem Portal für Familien im Ausland

2 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Christine sagt:

    Diese Art von September-Blues kenne ich nur zu gut! Du spricht mir aus der Seele. Hätte nicht gedacht, dass das ein verbreitetes (wir sind immerhin schon zu zweit damit!) Phänomen ist. Aber Pausen und Durchatmen müssen drin sein. Alles andere ist nur halb so wichtig im Leben… In diesem Sinne auf einen besonders kreativen Bloggerinnen-Herbst! Insel-Grüsse von Sardinien, Christine

  2. Ich habe mich sehr über deinen neuesten Post nach der Sommerpause gefreut! Schön, dass du die Schreibhemmung überwunden hast. Ich kenne das, je länger man nichts gepostet hat, desto schwerfälliger bewegen sich die Finger über die Tastatur und man ist viel zu selbstkritisch mit sich selbst. Ich kann auch deinen Spätsommerblues gut nachvollziehen. Mir geht es beim Schuljahresbeginn oft so, dass ich mir über den Sommer eine lange Liste von Projekten gemacht habe, die ich angehen will, wenn die Kinder wieder in der Schule sind. Dabei vergesse ich jedes Mal, dass am Schuljahresbeginn erstmal so viel Organisation ansteht: die Aktivitäten der Kinder zeitlich koordinieren, endlos Formulare ausfüllen, Eltern- und Infoabende, usw.
    Ich liebe das Wort „kreatives Entwicklungsstottern“!
    Mir geht das leider nicht nur im September so ;-) So viele Ideen, aber zu wenig Zeit sie zu realisieren. Vieles bleibt auf der Strecke. Wichtig ist doch, dass man die Projekte, die einem am meisten am Herzen liegen, nicht aus den Augen verliert. One step after the other. Ich freue mich auf unsere weitere Zusammenarbeit und drücke die Daumen für den Klavierlehrer!

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