Glückskeks des Monats

Unser Glückskeks im April: Wieder daheim

Wieder daheim - www.expatmamas.de - Rückkehr Expatmama Kinder

Wenn man aus dem Ausland wieder zurück kommt, freut man sich auf die ungewöhnlichsten Dinge – in unserem Fall zum Beispiel auf die Kinderarzt-Praxis. Nicht dass wir da ständig hinrennen, aber wenn man wie wir in England keinen Kinderarzt hatte, weil es keine niedergelassenen gibt, dann freut man sich wie Bolle über den Onkel Doktor.

Brotliebe und Bastelfreude

Neben diesen eher speziellen Sehnsüchten gab es natürlich auch die alltäglichen Wiedersehensfreuden. Ich sage nur: Brot, Roggen-Sauerteig! Herrlich! Oder Leberwurst und Schokolade! (Nicht unbedingt zusammen.) Oder Schauma-Shampoo! Und wie viele Ex-Expats genießen wir es, zu Fuß zu gehen, und freuen uns über Radwege (obwohl wir sicher in einer der Fahrrad-unfreundlichsten deutschen Städte leben).

Ja, und dann gibt es da noch die Dinge oder Momente, über die man sich als Heimkehrer freut, ohne dass man vorher daran gedacht hätte.

Palmstecken basteln zum Beispiel. Als Nicht-Süddeutsche und Nicht-Kirchgängerin war mir diese Ostertradition eher fremd und – was soll ich sagen – es macht Mama wie Kindern Spaß! Sogar Bastelmuffel wie ich schaffen das. Dazu lernten wir im Kindergarten Ostereier zu filzen – für mich eine sehr deutsche Beschäftigung – und entdeckten den Schulwebrahmen wieder. Dinge, die aus unserer kulturellen Erinnerung verschwunden waren.

Bücherbus und Elternabende

Apropos Kultur: wir sind seit unserer Rückkehr Fans der deutschen Kulturförderung. Dank staatlicher Subventionen genießen wir tolle Theater und vor allem: den Bücherbus! Klar gibt es überall auf der Welt genauso wie hier klassische Bibliotheken, aber mit lesehungrigen Kindern gibt es in meinen Augen kaum etwas Sinnvolleres als einen Bücherbus, der einmal in der Woche vor der Schule parkt und die Bibliothek zu den Kindern bringt. Ohne Gebühr, Bücher und DVDs satt – für alle. Also auch für die, die weniger Geld und Leidenschaft mitbringen, ihren Kindern ständig neue Bücher zu kaufen.

Toll sind auch Kindergarten-Elternabende (ja, richtig gelesen, in England kannte ich die Nursery/Pre-School eigentlich nur von außen), wobei die Begeisterung zugegebenermaßen mit der Zeit nachlässt, Klassenlisten (hier ist der Datenschutz noch nicht so übersteigert, dass es einem unmöglich ist, mit anderen Eltern in Kontakt zu treten) oder ICEs (Großbritannien hat zwar der Welt die Eisenbahn beschert, hat aber heute kaum eine schnelle Bahnverbindung). Mag die deutsche Bahn auch unpünktlicher oder voller sein, als es so mancher gerne hätte – es gibt keine bessere Möglichkeit, mit den Kleinkindern allein zu den Großeltern zu düsen.

All das macht das Leben wieder daheim sehr lebenswert und wir hatten es vorher gar nicht gewusst. Also allen, die ihren letzten Monaten in der Fremde entgegen sehen: Der deutsche Alltag hat durchaus seine positiven Seiten – ihr ahnt es nur noch nicht. ;-)

Man spricht deutsch

Noch etwas, womit zumindest unsere Kinder nicht gerechnet hatten: Man spricht hier überall deutsch – wie meine Tochter erstaunt feststellte nach der ersten Tour zu Metzger, Reinigung und Co. Leider haben beide daraus keine weitere Schlussfolgerungen gezogen (gut, sie waren erst 3 und 4). Sie kommentierten einfach munter weiter ihre Umgebung, so wie sie es sich in Good Old England leisten konnten (wo sie ja in den allermeisten Fällen niemand verstand). So fragte mein Sohn beim ersten Besuch im Freibad lautstark: „Mama, warum schwimmt die Frau da mit Ritterhelm?“ (über eine Frau mit silberner Badekappe) und meine Tochter staunte in der Stille eines Wartezimmers: „Mama, wo hat der Mann sein anderes Bein?“ (über einen Amputierten im Rollstuhl). Es gibt Momente, da wünscht man sich sehr, der einzig Deutschsprechende zu sein.

4 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Anonym sagt:

    Großen Dank an die „Expatmamas“ mit der sehr übersichtlichen und informativen Aufmachung, den locker, fröhlich, ehrlich und aufschlussreich geschriebenen Beiträgen. Es hilft enorm und tut richtig gut, zu sehen, wie es anderen geht, wie sie ihr Leben managen, mit welchen Schwierigkeiten sie wie fertig werden, welche offene Einstellung sie zum Leben überall auf der Welt haben. Man fühlt sich ermuntert, bestätigt, verstanden.
    Es steckt enorm viel Arbeit in der Pflege einer solchen Website! Deshalb große Anerkennung und Dank!!

  2. Inke Hamkens sagt:

    Toller newsletter, wie immer! Danke für die guten Beobachtungen! Auf jeden Fall sollte man sich als Heimkehrer wohl vorbereiten, z.B. mit dem Buch von Robin Pascoe über „Repatriation“. Dann trifft es einen nicht so unvermittelt, denn es ist nicht leicht, egal wie sehr Heimat Heimat geblieben ist. Wieder ist man irgendwie anders, hat einen anderen Hintergrund, kennt sich weniger aus. Ich höre von einigen Freunden, die dies gerade durchleben in Deutschland nach langen Jahren im Ausland. Toitoitoi für alle, die dies gerade meistern!

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