Glückskeks des Monats

Unser Glückskeks im Dezember: Nikolaus meets Baby Jesus

Glückskeks: Nikolaus meets Baby Jesus - www.expatmamas.de/ #lebeninengland #vonbabysundbriten #expatleben

In der Vorweihnachtszeit überkommt einen mit kleinen Kindern mitunter die Sehnsucht nach so deutschen Dingen wie Laternenbasteln, Martinsumzug und Nikolausabende. In unserer Gruppe der German Wives gab es schon seit Jahren einen kleinen Laternenlauf und anschließend einen Umtrunk bei einer Familie. Aber einen Nikolaus-Abend gab es noch nicht. Also luden wir kurzerhand alle dazu ein und wurden unversehens zu Schirmherrn eines weiteren Eckpfeilers deutscher Brauchtumspflege und Gastgeber eines Grillabends mit Glühwein, Kinderpunsch, Liedersingen und Besuch des leibhaftigen Nikolaus‘.

Mein Mann ist seither stolzer Besitzer eines Nikolauskostüms und kann immerhin die ersten Zeilen von «Von drauß‘ vom Walde komm ich her …» auswendig. Der Rest war Improvisation, was keinen störte. Die Kinder warteten ohnehin nur gespannt, dass der Nikolaus endlich die Päckchen aus seinem Sack holen würde.

Als dann 70fach «Lasst uns froh und munter sein» in unserem Wohnzimmer erklang, das Feuer im Kaminofen loderte und der Nikolaus auf der finsteren Schafweide verschwand, war mein magischer Moment da, den ich mir für die Kinder so gewünscht hatte. Unsere kleine Farm in den englischen Hügeln war die perfekte Nikolauskulisse – nirgendwo daheim hätte ich das finden können.

Vergessen war der Vorbereitungsstress und dass Kind 1 erst drei Stunden zuvor mit Papa noch in der Surgery saß. (Sie hatte in der Hektik im Bad prompt einen Parfüm-Sprüher mitten ins Auge bekommen). Vergessen war, dass mir der Glühwein überkochte, während die ersten Gäste kamen und ich Kind 2 wickeln musste. Vergessen war, dass ich mehrere Aldi- und Lidl-Filialen abklappern musste, um genügend Nürnberger Würste und Lebkuchen zusammenzukaufen. Allerdings: Ohne den Expansionsdrang deutscher Discounter wäre der Abend fast unmöglich gewesen. Sie stellten die Versorgung mit Stollen, Bratwürsten und Glühwein sicher. Was daheim den einen der Asia-Shop und der Türke an der Ecke bedeutet, war für uns in England Aldi und Lidl. Diese Supermarktketten leisten vielleicht mehr für den Kulturexport als das Goethe-Institut – zumindest außerhalb Londons.

Landeskunde auf die Spitze getrieben

Beseelt von diesem Nikolausabend musste ich meine neue Rolle als Kulturbotschafter leider übertreiben, als eine englische Freundin sich höflich nach meiner Woche erkundigte:
«Bringt der Nikolaus bei euch dann auch die Geschenke zu Weihnachten?»
«Nein, das macht das Christkind.»
«What?» Sie konnte das Lachen kaum zurückhalten. «Baby Jesus?»

Tja, aus der Nummer kam ich nicht mehr raus. Warum musste ich alte Süddeutsche auch die Weihnachtslektion für fortgeschrittene Landeskenner rauskramen. Der norddeutsche Weihnachtsmann hätte es auch getan. Manchmal ist weniger mehr. Andererseits sollte ich mich freuen, wenn die Engländer mit uns auch mal was zu lachen haben.

Lust auf mehr Anekdoten von der Insel? Der Text ist ein Auszug aus: Von Babys und Briten – Anekdoten einer Expatmama. (Anm. d. Red.: vergriffen seit 09-2023) Und mehr englische Weihnachten gibt es auf dem Blog hier.

Von Babys und Briten -Anekdoten einer Expat-Mama - www.expatmamas/blog/ #imauslandzuhause

Autor

Jonna Struwe, freiberufliche Autorin, Bloggerin und Gründerin von Expatmamas.de, dem Portal für Familien im Ausland

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