Glückskeks des Monats

Unser Glückskeks im September: Taxi fahren in Suzhou

Unser Glückskeks im September: Taxi fahren in Suzhou - www.expatmamas.de

Der liebe Verkehr und ich. Eine Geschichte mit Anfang ohne Ende. Seit ich hier bin, habe ich vielfältig am selbigen teilgenommen.

Die Fussgängerseite kenne ich. Dieser Möglichkeit gehe ich nach, wenn das Wetter mitspielt. Bei zu heißem Wetter macht es keinen Spaß. Bei zu Nassem auch nicht. Am Besten ist irgendwas dazwischen. Dabei ähnelt die Überquerung der jeweiligen Kreuzung jedes Mal einem Tetris-Spiel. Herzklopfen inklusive.

Wie kommt man von A nach B

Die nächste Möglichkeit ist mit der Metro. Leider ist die in Suzhou noch nicht perfekt ausgebaut, so dass die nächste Metrostation zu weit für die tägliche Nutzung ist. In Shanghai dagegen das perfekte Mittel um von A nach B zu gelangen.

Meine derzeitige Lieblingsmöglichkeit ist die Nutzung meines E-Bikes. Auch wenn ich noch vor zwei Monaten gesagt habe: niemals – so kann ich es mir jetzt ohne dieses Gefährt nicht mehr vorstellen. Es ist so leicht sich damit fortzubewegen. Gut, das Kreuzung-Tetris bleibt. Ob recht oder links überholt wird, ist zweitrangig und blinken wir überbewertet. Egal, daran habe ich mich gewöhnt. Verwirre die anderen Strassenteilnehmer mit Blinken und dem Rechtsfahrgebot und habe so eine Menge Spass beim Fahren.

Der einzige Nachteil ist, dass max. zwei Personen auf dem Gefährt fahren dürfen. Eigentlich. Denn uneigentlich darf nur eine Person auf dem E-Bike sitzen und mx. 30-35km fahren. Beides schier unmöglich hier in China. Entweder sitzt die ganze Familie drauf oder das E-Bike fährt definitiv schneller als die vorgegebene Geschwindigkeit.
Dafür macht die Polizei verstärkt Kontrolle. Das sieht so aus, dass mitten auf dem Mopedweg ein oder zwei Polizisten stehen, ihre Arme ausbreiten und dann hoffen, dass der E-Biker anhält. Ich bin schon zweimal in so eine Kontrolle reingefahren (also nicht in die Polizisten). Und während ich noch überlegte, was nun die idealste Vorgehensweise ist – gingen beide Polizisten zur Seite und ließen mich ungehindert weiterfahren. Ich war sehr stolz, weil ich wohl den örtlichen Bestimmungen entsprochen habe. Im Nachhinein stellte sich allerdings heraus, dass sie die Ausländer vermehrt durchlassen, weil die Kommunikation nicht wirklich stattfinden kann.

Nun gut.

Da, wie bereist erwähnt, max. zwei Personen auf dem E-Bike transportiert werden können, ergibt sich die Schwierigkeit, wenn mehr als zwei Menschen unterwegs sein wollen. So wie ich am vergangen Montag mit meinen Kindern. Beide Kinder haben am Montag After-School-Activities. Das ist gut. Das ist so gewollt. Dafür hat die Schule eigens einen Spätbus engagiert, der die Kinder sicher nach Hause bringt. Allerdings fährt dieser Bus NICHT am Montag. Warum? Ich habe keine Ahnung. Trotz mehrfachen Nachfragens habe ich keine plausible Antwort erhalten. Die einzige Lösung lautet: Ich hole meine Kindern von der Schule ab. Hätte ich ein Auto, dann wäre es ganz einfach. So fahre ich Taxi.

Vorne weg: Ich kann Taxi fahren. Ich habe das schon mehrfach gemacht, auch im Ausland. Sehr gute Freunde von uns haben ein eigenes Taxiunternehmen. Somit besitze ich sogar Hintergrundwissen zu diesem Gewerbe. Auch in China bin ich schon Taxi gefahren. Allerdings musste ich da nur einsteigen.

Jetzt muss ich das Taxi organisieren, dem Taxifahrer sagen, wo ich hin will und bezahlen.

Für mich ein Grund Schweißattacken zu bekommen. Beim Taxi ordern geht das schon los. Dafür habe ich nämlich eine App. Na klar, was sonst in China. Da gebe ich mein Ziel ein und dann – schwuppdiwupp – habe ich ein Taxi. Die Taxisnummer wird mir via App mitgeteilt und ich kann den Anfahrtsweg zu mir verfolgen. Beim Einsteigen ins Taxi werden die Augen oft groß, da der Taxifahrer und ich wissen, dass wir nicht miteinander kommunizieren können. Die wenigsten können Englisch. Oft bin ich schon dankbar, wenn der Taxifahrer überhaupt lesen kann. Das Ziel brauche ich nicht erläutern, da es mit der App an den Taxifahrer weitergeleitet wurde. Trotzdem habe ich meine chinesischen Taxikarten dabei – nur für alle Fälle.

Und dann fährt er los. Bis zur nächsten Kreuzung weiß ich auch noch den Weg – danach nicht mehr. Es werden Wege gefahren, keine Ahnung, wo ich war. Er hätte mich entführen können – ich wäre niemals mehr nach Hause gekommen. Dazu kommt, das Geschwindigkeitsbegrenzungen überbewertet werden und auch die Anzahl der Fahrspuren. Am meisten verunsichert mich, dass ich dem Taxifahrer vertrauen muss. Vertrauen, dass er mich eben nicht entführt. Vertrauen, dass er mich ans Ziel bringt. Heile und unversehrt. Vertrauen, dass alles gut geht.

Ja, ich bin wohlbehalten angekommen. Klitschnass geschwitzt, aber pünktlich und günstig. – Eine Taxifahrt kostet hier 25 RMB (= 4 €). Und so bequem das bei Regen und mit zwei Kindern ist – ich bleibe beim Roller fahren. Da habe ich die Kontrolle. Ich kenne den Weg. Ich weiß, dass ich nicht entführt oder von der Polizei kontrolliert werden kann. Ich bin autonom. :-)
(Jana, Suzhou)

Wenn ihr mehr von Janas China-Abenteuern lesen wollt, dann besucht sie doch mal auf ihrem Blog „Einmal Suzhou und zurück„. :-)

1 Kommentar Neues Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert