Glückskeks des Monats

Unser Glückskeks im Juli: Baby in Beige

Als meine italienische Gynäkologin vor über zwei Jahren verkündete, dass in meinem Bauch ein kleines Mädchen heranwachse, war ich überglücklich. Bis in einem römischen Supermarkt, vor vier Regal-Metern Pasta, ein älteres Ehepaar auf mich zukam und auf meinen runden Bauch zeigte.

Schwanger in Italien

„Quando nasce?“ fragte die weißhaarige Frau. – Wann wird es geboren?
An diese Frage hatte ich mich bereits gewöhnt. Ob im Bus oder im Supermarkt – überall begegnete sie mir und die italienische Antwort kam mir inzwischen flüssig über die Lippen.
All’inizio di settembre“.  – Anfang September.
Die nächste Frage war vorhersehbar. „Maschietto o femminuccia?“ – Junge oder Mädchen?
Vielleicht wegen der niedrigen Geburtenrate freut man sich in Italien sehr, wenn man einen dicken Bauch sieht, möchte wissen, was es wird und wie es heißen soll.
„Una femminuccia“, erklärte ich der Rentnerin vor dem Pasta-Regal. – Ein Mädchen.
Die alte Dame musterte eingehend meinen Bauch. Dann schüttelte sie resolut den Kopf und ich fühlte mich spontan, als sei ich gerade durch eine Prüfung gefallen.
„Nein, nein, die spitze Form des Bauches spricht eindeutig für einen Jungen!“

Mein Mann lachte nur, als ich ihm von der Begegnung vor dem Pasta-Regal erzählte. Von der Bauchform auf das Geschlecht des Babys schließen? Unsinn. Ich lachte ebenfalls. Bis mir dasselbe ein zweites Mal passierte. Und ein drittes Mal. Ja, ganze drei Mal erzählten mir ältere Damen, die ich nicht kannte, dass mein Baby ein Junge sei und kein Mädchen. Da wurde ich unsicher. Vielleicht hatte sich unsere Gynäkologin beim Ultraschall verguckt? Sicherheitshalber ignorierte ich fortan die süßen rosa Mädchen-Klamöttchen und wählte in den Babygeschäften hauptsächlich neutrales Beige.

Mein Misstrauen schien begründet gewesen zu sein, als mir im Kreißsaal schließlich unser schreiendes Baby in die Arme gelegt wurde.
„Che bel figlio“, sagte die Kinderärztin. Ich starrte meinen Mann an.
„Figlio? Es ist also ein Junge?“ Gut, dass der Strampelanzug, der schon bereit lag, beige war!
Wir lupften die Decke, schauten nach. Nein, una figlia, eine Tochter.
Die Kinderärztin hatte einfach „Kind“ gemeint, geschlechtsneutral, also auch „figlio“.

Die drei Rentnerinnen hatten doch falsch gelegen. Unsere Tochter trug die ersten Wochen ihres Lebens würdevoll Beige. Bis sich unsere Wohnung in einen rosa Geschenke-Berg verwandelte. (Miriam, Rom)

Wer mehr von Miriam lesen möchte: Sie hat ihre Italienerfahrung genutzt, um einen Roman zu schreiben: Mein Ex, die ewige Stadt und ich. 

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