Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber für mich fühlt sich das Leben gerade an wie spazieren gehen im Irrgarten. „Mind f**k“ würden die Teenies hier im Haus sagen. Und da dieser Blog auch immer noch ein persönlicher Blog ist, heute mal wieder ein paar subjektive Zeilen aus der seltenen Reihe „Mama denkt sich ihren Teil.“
Man könnte auch sagen, es ist ein bisschen so, als würde ich ein Puzzle puzzeln, bei dem kein Teil zum anderen passt. Tage, wo ich das eine nicht mit dem anderen zusammenbringe, weil es kein größeres Ganzes zu ergeben scheint.
Was ich damit meine?
Die Rückkehr, aber kaum ein Wieder-Sehen mit irgend jemandem.
Der Mann in den USA geimpft, unser ehemaliger Concierge Michael, Risikopatient, dort immer noch ohne Termin (von den eigenen Eltern in Deutschland ganz zu schweigen).
Das Oberstufenkind morgens in der Schule, das andere seit Weihnachten zu Hause.
Das vierte Mal Schulferien ohne Urlaub, die Flieger nach Mallorca voll.
Das Wetter im Februar klimawandelwarm, im März so undefinierbar grau, als hätte die Natur die Jahreszeiten vergessen.
Die Tage voll und die Abende leer.
Das Kind, das schon den zweiten Lockdown-Geburtstag ohne Party feiert, Miami-Beach im Ausnahme-Zustand.
Theater mit verzweifelten Online-Angeboten, Einzelhändler mit halbherzigem Instagram-Vertrieb.
Und Bischöfe völlig überrumpelt von der Idee, virtuelle Oster-Gottesdienste zu veranstalten.
Kinder, die Klausuren mit FFP2-Masken schreiben, Erwachsene, die kaum 20min Supermarkt mit Stoff im Gesicht bewältigen.
Selbst Osterpost schreiben und eine Schwiegermutter, die einen Besuch per Zug vorschlägt, damit die Kinder sich das Osternest abholen.
Ein Schwatz mit dem Gemüse-Kisten-Lieferanten als Höhepunkt des Tages, ein versalzenes Essen der Tiefpunkt.
Neue Vokabeln (mütend*) und alte Versprechen (bis dann und dann wird es besser).
Familien daheim und Manager beim Off-Site-Event.
Ein Kind, das seit einem Jahr nicht mehr Basketball spielen kann, der Start der Formel 1 am Wochenende.
Routiniertes Gerätebedienen im Wechsel (PC, Waschmaschine, Spülmaschine, PC….), die Treppenstufen dazwischen als einziges Intervall-Training.
Und wenn man die Kinder fragt, was sie so mit ihren Freunden sprechen: „Och, dies, das, Ananas.“ Was soll man sich schon erzählen in diesen Tagen?
Vielleicht mal wieder, welche Bücher ich gelesen habe? Aber das wohl erst nach den Osterferien, wenn die Gartenarbeit in der Sonne den Glückshormonspiegel wieder etwas angekurbelt hat.
Bleibt gesund & frohe Ostern
*müde + wütend
Du hast’s wieder getroffen. Einfach zu viel Widersprüchliches. Da tut ein Widerspruch gut, sollte mindestens ein bisschen befreien.
Liebe Jonna, ich fühle mit Dir. Immerhin geht es hier, wenn auch widersprüchlich und etwas durcheinander, weil oft nicht der Logik und dem Risiko folgend, mit dem Impfen gut voran. Besser zumindest als in Deutschland. Das gibt mir etwas mehr Hoffnung hier. Aber die Trennung von Freunden und Familie wiegt schwer, sehr schwer. Ich weiß auch nicht mehr, was man schreiben soll. Das ewig gleiche „Halte durch, bald wird es besser, bleib gesund“ bringt’s irgendwie grad nicht mehr. Deshalb einfach nur: „Lass uns nicht aufgeben!“
Ganz liebe Grüße aus Philly, Nadine
Ja, nicht aufgeben! Und allerbeste Grüße zurück.