Für mich persönlich galt ja „Schwanger in England“, aber wie gerne hätte ich eine britische Entsprechung des neuen Ratgebers „Schwanger in Amerika“ gelesen. Ein Buch, das mir das Gesundheitssystem und die Schwangerschaftsvorsorge erklärt hätte, geschrieben von deutschen Müttern, die vor der gleichen Herausforderung standen und jetzt ihr Wissen teilen.
Dieses Buch hat gefehlt
Aus jedem Kapitel von „Schwanger in Amerika“ spricht die persönliche Erfahrung der vier Autorinnen, die ihre Kinder selbst in den USA auf die Welt gebracht haben bzw. die sich in ihrer Arbeit tagtäglich mit dem Thema beschäftigen. Sie kennen die Erwartungen, die deutsche Schwangere aus ihrer Heimat mitbringen und sie erklären nicht nur die Vorsorgestandards in den USA, sondern sie bieten auch Lösungen für unsere Befindlichkeiten:
Wo findet man z.B. Rückbildungskurse in einem Land, in dem keine Krankenkasse solche Angebote unterstützt?
Wie findet man Unterstützung für die Wochenbett-Zeit, wenn es keine Hebammen für die häusliche Nachsorge gibt?
Wie geht man mit dem Stillen um in einer Gesellschaft, die Stillen in der Öffentlichkeit mehrheitlich ablehnt?
Dabei gelingt es den Autorinnen, Ängste und Vorbehalte gegenüber dem amerikanischen System abzubauen, auch indem sie immer wieder andere deutsche Mütter ihre Erfahrungen schildern lassen. Diese Interviews lockern den Ratgeber-Stil des Buches auf und die authentischen Berichte können ein wenig die Freundin von daheim ersetzen, die man vor Ort vielleicht noch nicht hat und die man gerne fragen würde: Wie war das bei dir?
Allein: Die gesammelten Erfahrungen scheinen sich auf den Großraum New York zu konzentrieren; dort leben auch die vier Autorinnen. Herausgegen ist das Buch von CityKinder, einer Lifestyle- und Community-Website für deutsch-sprachige Eltern im Einzugsgebiet des Big Apple. So mag die Auswahl z.B. an Vor- und Nachsorge-Angeboten in manchen Teilen der USA anders ausfallen, vor allem jenseits der großen Städte. Hier wären ein paar O-Töne aus dem Süden oder mittleren Westen schön gewesen. Dafür ergänzen die Autorinnen jedes Kapitel mit weiterführenden Links wie z.B. die Website des Dachverbandes der Doulas (Doulas of North America – DONA ), die USA-weit bei der Suche nach der richtigen Unterstützung hilft.
Inklusive Wörterbuch und Checklisten
Ein tolles Plus ist auch das Wörterbuch zu Schwangerschaft, Geburt und Babypflege im Anhang des Buches. Vokabeln wie Blutdruck (blood pressure) kann man sich beim Arztbesuch vielleicht noch leicht herleiten, aber wie beschreibt man Symptome wie Ausfluss (discharge) oder beantwortet Fragen nach der gewünschten Schmerzbehandlung für die Geburt? Das Glossar ist sowohl in Deutsch-Englisch als auch Englisch-Deutsch vorhanden.
Außerdem hilfreich sind besonders zwei der Checklisten im Anhang: zum einen der Fragenkatalog, mit allen Aspekten, die man mit dem Arzt und der Hebamme vor der Geburt klären sollte (für alle Neu-Amerikanerinnen); zum anderen der Kalender, was man in welchem Trimester organisieren sollte (vor allem für Erstgebärende).
Fazit: Für alle, die ein Baby in den USA bekommen, lohnt sich die Investition in dieses Buch, selbst und vielleicht gerade auch besonders für Mamas, die bereits in Deutschland ein Kind bekommen haben. Denn gerade wenn man die Schwangerschaftsvorsorge von zu Hause kennt, neigt man zu Vergleichen, die verunsichern können. „Schwanger in Amerika“ kann viel von dieser Unsicherheit nehmen.
Gabi Hegan/ Stephanie Heintzeler/ Dr. Sabine Schwab/ Juliane Tranacher
Schwanger in Amerika
Citykinder 2017
ASIN: B0716Q17L6
ebook ca. 131 Seiten
27,00 USD