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„Mama, die lachen ja auf Deutsch“ – Ein Bilderbuch über das Ankommen

Mama die lachen ja auf Deutsch - www.expatmamas.de/expatmamas-blog/ #imauslandzuhause

„Mama, die lachen ja auf Deutsch“ – dieser Bilderbuchtitel sprang mich regelrecht an und natürlich wollte ich sofort wissen, wer hinter diesem Buch steckt. Das klang doch sehr nach einer Autorin, die im Ausland gelebt haben muss mit ihrer Familie. Und richtig, mein Instinkt hat mich nicht getäuscht.

Alexandra Pöller, ursprünglich Diplom-Sozialpädagogin, war Expatmama in Schweden und veröffentlichte nun – viele Jahre nach ihrer Rückkehr – ihr erstes Kinderbuch. „Mama, die lachen ja auf Deutsch“ erzählt die Geschichte der kleinen Tilda in ihren ersten Tagen nach dem Umzug. Wie fühlt es sich an, fremd in einem Land zu sein, dessen Sprache man nicht versteht und in dem die Umgebung so anders ist als daheim? Wie findet man Freunde? Wann fühlt man sich zuhause?

Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie diese Erfahrungen im Expatleben zum Schreiben motivieren. Janika Pickartz und Angela Schreiner hatte ich euch schon mit ihren Bilderbüchern hier auf dem Blog vorgestellt und ich freue mich, dass nun Alexandra mir meine Fragen zu ihren Erfahrungen im Ausland und zum Schreiben ihres Kinderbuches beantwortet.

Interview mit Ex-Expatmama und Kinderbuchautorin Alexandra

e/m: Liebe Alexandra, ihr habt als Expat-Familie in Schweden gelebt. Im Dezember 2022 hast du ein Bilderbuch veröffentlicht, das von der besonderen Zeit am Anfang im Ausland erzählt. Wie ist die Idee entstanden?

Alexandra: Die Idee dazu entstand bereits vor über 16 Jahren in Schweden. Die Erzählung beruht ja auf einer wahren Begebenheit und die erzähl ich euch hier sehr gerne.

Wir waren gerade frisch von Deutschland nach Schweden gezogen, kannten so gut wie niemanden und sprachen anfangs auch nur einige wenige Wörter Schwedisch. Wir hatten uns ja auch relativ spontan dazu entschlossen, nach Schweden zu ziehen, und hatten dann nur ganze vier Wochen bis zum Umzug. Gerade in der ersten Zeit in Schweden habe ich mich viel mit meinem Mann am Abend darüber unterhalten, was so den Tag über bei jedem von uns los war und eben auch, was dieses und jenes so „auf Schwedisch“ heißt. Unsere Tochter hat das immer ganz aufmerksam verfolgt.

Eines Tages, ich war mit meiner damals vierjährigen Tochter auf dem Spielplatz, kamen schwedische Kinder zu ihr in den Sandkasten und sie spielten eine Weile zusammen. Irgendwann lief meine kleine Tochter dann zu mir und erzählte ganz begeistert und mit großen Augen: „Mama, die lachen ja auf Deutsch!“

Mich hat diese kindliche Erkenntnis so tief berührt, dass ich lachen und gleichzeitig vor Rührung weinen musste. Am Abend erzählte ich meinem Mann davon und sagte ihm, dass ich darüber eines Tages ein Buch schreiben würde. Ja, und hier ist es!

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e/m: Zwischen dem ersten Entwurf und der Veröffentlichung lagen 16 Jahre. Wie kam das?

Alexandra: Einen Entwurf in dem Sinn gab es nicht. Ich hatte nur diesen einen Satz „Mama, die lachen ja auf Deutsch!“ immer in meinem Kopf und diesen starken Wunsch ihn, zusammen mit unserer Geschichte, in die Welt zu bringen. Aber wie das halt so ist, man ist im Job eingespannt und hat seinen Alltag. Man kommt irgendwie nicht dazu. Ich finde, um ein Buch zu schreiben, braucht es einfach Muse und Ruhe.

Als dann Corona kam und es mir in meinem Job nicht mehr gefiel, habe ich viel darüber nachgedacht, was ich anders machen könnte. Was ließ mein Herz höher schlagen? Was macht mich glücklich?

Als erstes habe ich dann meinen Job gekündigt und versucht, mich neu zu orientieren. Nach ein paar Monaten, als es mir wieder besser ging, kehrte auch meine Energie zurück und mir fiel mein halb fertiges Kinderbuch ein. Ich habe dann ziemlich zügig den Text geschrieben. Die Sätze hatten ja all die Jahre nur darauf gewartet endlich raus zu dürfen und die Bilder dazu hatte ich auch ganz klar vor Augen.

Da ich aber noch nie illustriert hatte, dachte ich lange, dass ich das nicht kann. Ich male zwar,  allerdings eher großformatige und abstrakte Acrylbilder auf Leinwand. Aber Illustrationen? Ich schaute mir also ein paar Kinderbücher genauer an und mir gefielen genau diejenigen, die nicht ganz perfekt und eher naiv gezeichnet waren am besten. Also versuchte ich es und malte an einem einzigen Wochenende alle Bilder. Ich war definitiv im Flow!

Meine Erkenntnis: Ich konnte es all die Jahre nicht, weil ich es gar nicht erst versuchte!

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Aus: A. Pöller „Mama, die lachen ja auf Deutsch“
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Aus: A. Pöller „Mama, die lachen ja auf Deutsch“

e/m: Was hat dich nach so langer Zeit motiviert, die Idee wieder aufzugreifen?

Alexandra: Ich wollte endlich mein Herzensprojekt in die Tat umsetzen und den Satz „Mama, die lachen ja auf Deutsch!“ in die Welt bringen.

e/m: Was waren für dich die größten Herausforderungen/deine Lessons learned auf dem Weg zur Veröffentlichung?

Alexandra: Da gab es einige. Ich hatte ja so gar keine Ahnung, wie man ein Buch veröffentlicht. Also wichtig ist – gehe einen kleinen Schritt nach dem anderen. Wenn du nicht weiterkommst, frag so viele Leute wie möglich, von denen du denkst, sie könnten dir irgendwie weiterhelfen. Investiere gleich in einen guten Grafiker und nimm Geld in die Hand, damit das Buch am Ende die Qualität hat, die du auch möchtest. Und: Du kannst alles schaffen, wenn du es wirklich willst! Ach und eins noch … versuche nicht perfekt zu sein – mach es einfach!

e/m: Hast du schon Leser*innen-Feedback aus der Expat-Community bekommen?

Alexandra: Bisher noch nicht, da das Buch noch nicht sehr bekannt ist. Ich hoffe, das ändert sich jetzt z.B. durch dieses Interview. Es ist nämlich echt schön, Feedback von Leserinnen und Lesern zu bekommen.

Neulich hat mir ein Familienvater geschrieben. Er hatte seiner fünfjährigen Tochter mein Buch vorgelesen. Die Tochter sagte – während sie lasen – zu ihm, dass er sich aber nicht so viel Zeit zum Zuhören nähme wie der beschriebene Vater im Buch. Es ergab sich dann ein ganz gutes Gespräch zwischen den beiden und er sagte mir, dass er sich da an die eigene Nase fassen würde und dies in Zukunft ändern möchte. Sowas berührt mich. Dass durch mein Buch ein Gespräch zustande kam, dass etwas verbessert wird.

e/m: Dein Buch erzählt vom Anfang im Ausland. Wie würdest du, rückblickend, den Wieder-Anfang in Deutschland für deine Tochter beschreiben?

Alexandra: Wir sind nach unserem Auslandsaufenthalt in Schweden in unsere Heimatstadt zurückgekehrt und in unser neu gebautes Haus gezogen. In der Siedlung gab es mehr als dreißig Kinder und sehr viele Kinder waren im Alter meiner Tochter. Ich denke, für sie war es das Paradies. Es war einfach immer etwas los in der Spielstraße und sie hat sehr schnell viele Freunde gehabt. Ja, und  nicht zu vergessen, die Großeltern und die Verwandten waren endlich wieder in greifbarer Nähe.

e/m: Deine Tochter ist inzwischen erwachsen. Würdest du sagen, dass die Zeit in Schweden einen Einfluss hatte auf ihre Entscheidungen nach der Schule?

Alexandra: Unsere Tochter ist jetzt 20 Jahre alt. Nach dem Abitur wollte sie so gerne eine Weltreise machen, aber durch Corona war dies ja leider nicht möglich. Jetzt studiert sie im vierten Semester und geht bald für ein Semester nach Skandinavien. Es drängt sie definitiv raus in die Welt. Sie möchte andere Länder und Kulturen kennenlernen. Sie ist, wie wir auch, Fremden gegenüber immer hilfsbereit, offen und gastfreundlich. Ich denke, wenn man selbst einmal in der Situation war, irgendwo fremd zu sein, wird man das nie wieder vergessen – weil man es gefühlt hat.

e/m: Kannst du dir vorstellen, noch weitere Bücher zu schreiben über eure Zeit im Ausland?

Alexandra: Eine weitere Geschichte hab ich tatsächlich schon fertig – nur die Illustration fehlt halt noch, wie immer ;-). Viele fragen auch nach einer Fortsetzung, da sie noch mehr über Tildas Leben in Schweden erfahren möchten. Schön wäre, wenn ich dafür einen Verlag finden könnte. Selbstverlegen ist ziemlich kostspielig.

e/m: Wo kann man dein Bilderbuch am Besten kaufen?

Alexandra: Mein Bilderbuch ist versandkostenfrei online bestellbar über Bücher Pustet oder über den kleinen Laden „Aus dem Hinterland“ in Freising.

e/m: Liebe Alexandra, ich danke dir sehr für das Gespräch und wünsche dir noch viel Erfolg mit deinem Bilderbuch.

Mama die lachen ja auf Deutsch - www.expatmamas.de/expatmamas-blog/ #imauslandzuhause

Mehr zu Alexandra und ihrem Buch findet ihr auf ihrer Website oder auf Instagram bzw. LinkedIn.

Alexandra Pöller
Mama, die lachen ja auf Deutsch
2022
ISBN: 978-3-00-073446-5
30 Seiten
19,95 EUR

Autor

Jonna Struwe, freiberufliche Autorin, Bloggerin und Gründerin von Expatmamas.de, dem Portal für Familien im Ausland

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