Vater, Mutter, Kinder für ein paar Jahre im Ausland! Das ist der Grundstock für jede Expat-Geschichte, wie wir sie alle erleben, ob in den USA oder anderswo. Manche Expat-Mama verarbeitet ihr Auslandsabenteuer zu einem Ratgeber oder einem Memoir. Inke Hamkens hat daraus den Stoff für ihren ersten Roman „Termiten, Tornados, Texas und wir“ gemacht, der gerade bei Knaur erschienen ist. Ihr Rezept für eine gelungene Auswanderer-Story: Man nehme einige Jahre Expat-Erfahrung in Texas, mische sie mit einem Liebesabenteuer der Heldin (hier: die fiktive Expat-Mama) und würze das Ganze mit pointierten Beobachtungen von Land und Leuten. Fertig ist die feinste Fusion-Kost, das Cross-Over der Genres!
Expat-Roman einer Expatmama
Die Geschichte der Familie Dreieich ist schnell erzählt: Katrin folgt mit drei Kindern ihrem Mann nach Dallas, Texas, wo er für einen deutschen Sanitär-Hersteller einige Jahre arbeiten soll. „Konservativstes Hardcore Amerika“ in den Augen ihrer deutschen Freunde, aber Katrin beißt sich durch die turbulente Anfangszeit (Termiten, Taranteln und Tornados sind nur einige der Schwierigkeiten des neuen Südstaaten-Lebens). Ihre Anfangsschwierigkeiten geraten jedoch zu existenziellen Problemen, als Kathrins Mann Jörg durch einen kleinen, aber folgenreichen Fehler nicht nur seine Entsendung sondern fast seine gesamte Karriere gefährdet. Eine Weile sieht es so aus, als müsse die Familie vorzeitig die Zelte abbrechen und nach Frankfurt zurückkehren. Frustriert und unverstanden zieht sich Jörg aus dem Familienalltag zurück, die Ehe gerät in eine Schieflage und als der hilfsbereite John auftaucht, schlittert Kathrin kopfüber in eine Affäre, die ihr bisheriges Leben in Frage stellt.
Heiter und temporeich erzählt
Diese Geschichte erzählt Inke Hamkens leicht und mit viel Tempo. Fast nebenbei nimmt sie so manches Klischee aufs Korn, das wir Deutschen von den USA insbesondere Texas haben (die Fernsehserie „Dallas“ lässt grüßen). Ihre Alltagsbeobachtungen, die sie in das Setting der Geschichte einfließen lässt, vermitteln sehr indirekt ihre eigenen Eindrücke aus ihrer Expat-Zeit. Dadurch verleiht sie ihrem Roman viel Authenzität, ohne dabei wie ein Sachbuch zu wirken. Der Plot der Liebesaffäre macht das Buch auch für nicht Expats lesenswert und für alle Entsendungserprobten ist sie ein gutes Sinnbild für die Belastungen, die die Auslandszeit für Beziehungen mit sich bringt (auch wenn sie im wahren Leben selten so eskalieren). Die Hauptfiguren Katrin und Jörg sind herrlich normal, ihre Probleme für jeden nachvollziehbar und damit bieten sie viel Identifikationspotenzial. Manche Nebenfigur ist wunderbar exzentrisch, sodass die Situationskomik nicht zu kurz kommt.
Fazit: Witzig, erfrischend und nebenbei informativ für alle, die gerne wissen möchten, wie sich das Leben in Texas anfühlen kann. Ein heiterer, lebensnaher Frauen- und Auswanderer-Roman – ideal für den nächsten Sommerurlaub.
Inke Hamkens
Termiten, Tornados, Texas und Wir – Ein Auswanderer-Roman
Knaur 2016
ISBN: 978-3-426-21572-2
348 Seiten, 12,99 EUR
Auch als ebook erhältlich!