Interview: Neu in...

Neu in … Toronto

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Eben noch Tokio, heute Toronto. Anja kam in den letzten 24 Monaten fast ganz um den Globus. Heute erzählt sie uns, wie es ihr und ihrer Familie in ihrer neuen Heimat Kanada geht.

Expatmama in Kanada

Liebe Anja, wo bist Du mit Deiner Familie gelandet?
Wir (mein Mann, ich und unsere beiden kleinen Kinder (ein Spiderman Fan, der gerade 4 geworden ist und eine kleine süße Maus (seit kurzem 1 Jahr alt) sind jetzt seit November letzten Jahres (2015) in der Nähe von Toronto (Greater Toronto Area GTA), genauer gesagt nach Guelph gezogen. Guelph ist eine kleine Stadt mit ca. 120.000 Einwohnern und liegt ca. 45 min von Downtown Toronto entfernt. Sollte Euch mein Name bekannt vorkommen, ja tatsächlich, wir waren vorher in Japan :-) Aber nun, so ist das mit einem Wissenschaftler als Mann, da gibt’s ständig irgendwas neues irgendwo auf der Welt zu entdecken. Ich sage immer, dass ich einen „social-nerd“ geheiratet habe, mein Mann ist nämlich Kernphysiker und immer, wenn mich jemand fragt, was er überhaupt macht, bin ich ehrlich gesagt ziemlich „aufgeschmissen“ mit einer Erklärung, denn so ganz genau sehe ich da auch nicht durch. :-)

Was war Dein erster Eindruck?
Ups, ganz schön klein hier :-) im Vergleich zu München und auch etwas heruntergekommen in einigen Teilen, aber dennoch bunt und lebhaft. Es gibt eine alte Kirche, die im entferntesten an den Kölner Dom erinnert, aber es fehlt dieses typische europäische Altstadtflair. Mein Mann hatte mich schon vorgewarnt und so etwas in der Art gesagt wie, „Bitte sei nicht enttäuscht, im Sommer sieht das hier ganz anders aus“. Nun, dann bin ich mal gespannt :-)
Guelph ist eine typische mittelgroße Studentenstadt mit einem kleinem Zentrum mit einer – naja sagen wir mal – „Mini-Fußgängerzone“. Was mich überrascht hat war, dass man hier viele Leute zu Fuß flanieren oder mit dem Radl sieht, obwohl das ja für nordamerikanische Verhältnisse eher ungewöhnlich ist. Das hat mich gefreut, denn wir sind mit den Kindern oft draußen und auch mit Buggy und Co. unterwegs. Es gibt sogar Radwege auf einigen Straßen.
Was mich überrascht hat ist auf der anderen Seite aber auch die unglaubliche Weite des Landes und die Strecken, die die Menschen hier zurücklegen, um z. B. in die Arbeit zu pendeln. Da ist eine Stunde einfache Wegstrecke noch wenig (das kann man sich in München gar nicht vorstellen) und das alles mit den ewigen Staus in Richtung Toronto, Wahnsinn. Wenn man hier innerhalb von Ontario 3 Stunden Richtung Norden in einen Nationalpark fährt, dann ist man mit den hießigen Straßenverhältnissen und dem allgegenwärtigen Tempolimit lange unterwegs, aber auf der Landkarte ist das nichts im Vergleich zu dem riesigen Land. In 3 Stunden hat man in München schon fast Prag bzw. den Gardasee in Italien erreicht und hier ist man dann immer noch mitten im ländlichen Ontario und eigentlich überhaupt nicht weit gekommen. Einer unserer ersten Ausflüge ging daher auch etwas (nun sagen wir mal überspitzt) „in die Hose“, denn wir hatten uns überlegt in den Algonquin National Park zu fahren und das im Januar. Vielleicht war die Jahreszeit auch nicht die Richtige, aber die Natur war dann einfach etwas zu viel für mich persönlich (versteht mich nicht falsch, ich bin gerne draußen in der Natur) und wir sind früher als geplant zurück gefahren. Natur in Kanada ist halt nicht „Natur in Oberbayern“, wenn ihr versteht, was ich meine.

Was ist Dein neuer Lieblingsort?
Wir sind oft in Toronto, denn diese Stadt ist wirklich schön und nicht so zugebaut, sondern recht luftig für eine Großstadt. Für uns ist einer unserer Lieblingsplätze ganz klar die Waterfront in Toronto, wunderschön mit glitzerndem Schnee und Sonne. Unbedingt genießen und mit einem Coffee to go hinsetzen und Sonne tanken (man denkt es kaum, aber die Winter sind zwar lang, aber es gibt viel mehr Sonnentage als daheim…und das von einer Münchnerin :-)) Unser 4-jähriger Sohn hat hier das ice skating innerhalb von 2 Tagen perfektioniert und wenn die Kleine im Buggy schläft, flitzt er an der Waterfront im ice rink um die Wette und wir genießen die Sonne.

Was gefällt Deiner Familie bisher am Besten?
Wir haben hier eine wirklich phantastische Preschool für unseren Sohn gefunden und das ist wirklich sein persönliches Highlight. Das Engagement der Lehrer sucht wirklich seinesgleichen und ist kein Vergleich zu München. Jeden Tag, egal wie das Wetter ist, sind die Kinder draußen, basteln, singen, gehen spazieren und werden wirklich „betreut“ und nicht nur „aufbewahrt“. Wir können wirklich nur jedem empfehlen, dass man diese Chance in Kanada nutzt. Unser Sohn geht direkt am Campus in das Child Care & Learning Centre und unsere Tochter steht auf der typisch nordamerikanischen Warteliste. Die Kosten sind zwar vergleichsweise hoch in Kanada, aber die Betreuungszeiten und auch der Betreuungsschlüssel sind erheblich besser als in München.
Das zweite Highlight für uns ist unser Haus, in das wir jetzt endlich bald einziehen. :-)  Unsere Möbel warten noch im Container in Toronto auf unseren Umzug. Bis jetzt waren wir in einem möblierten Townhouse temporär untergebracht. Hilfe für Häuser gibt es natürlich über den Arbeitgeber, aber auch über das kanadischen Pendant zu ImmoScout (Kijiji) oder aber auch über Sabbatical Homes , einer wirklich sehr professionellen Plattform, solltet ihr euch selbst umschauen wollen.

Was war das Nützlichste, was Du von zuhause mitgebracht hast?
Wir haben zwei große Kisten vorab vorm Container direkt hierher geschickt mit Bildern aus der Wohnung in München, Spielsachen, auf die natürlich nicht verzichtet werden kann und ein paar Dekosachen, die an zuhause erinnern …
Natürlich auch IPad und Laptop, denn dann sind die ersten Wochen nicht ganz so einsam durch Skype und FaceTime mit der Familie und Freunden aus der alten Heimat.

Vielleicht noch ein kleiner Tipp: Der Winter ist wirklich extrem hier. Ich konnte es nicht glauben, denn in München liegt ja gewöhnlich auch Schnee und es ist kalt, aber das ist kein Vergleich zu hier, darum: Vergesst alle Winterjacken ohne Daunen, erst hier merkt man, dass ohne Parajumpers und Canada Goose nix geht.

Wer oder was hat Dir in den ersten Tagen/Wochen am meisten geholfen?
Mein Mann hatte die ersten 4 Wochen noch frei und das hat uns die Eingewöhnung schon etwas leichter gemacht, denn der Abschied aus München ist mir doch sehr schwer gefallen. Ich war und bin auch noch fast jeden Tag an Skype oder FaceTime mit Famile und Freunden von Zuhause und manchmal fehlt einfach auch mal ein spontaner Anruf, um über die Wehwehchen des Alltags mit einer guten Freundin bei einem Glas Wein zu reden. Das ist natürlich nicht immer leicht mit der Zeitverschiebung, aber das kennt ihr ja alle auch.
Was mir dann auch geholfen hat war einfach mal spontan „um den Block zu gehen“, zu Fuß und die Gegend zu erkunden. Das Baby schläft im Buggy und ab zu Starbucks und einen Kaffee geholt und losgestiefelt …

Was wäre Dein Tipp für alle Neuankömmlinge?
Unbedingt der lokalen Facebook Mama Group (Guelph Mommies) beitreten. Eine wunderbare Gruppe mit wirklich sehr guten Tipps in allen Lebensfragen von Anfang an.
Probiert unbedingt die sweet potato fries, unglaublich lecker und unsere Kinder lieben sie :-)

Wenn einem wirklich die Decke auf den Kopf fällt, kann man sich in einem der zahlreichen LastMinute Foren einen guten Deal für New York holen, das ist nur 1,5 Flugstunden weg, oder aber auf nach Miami. In nur 3 Std. ist man da.

Worauf freust Du Dich in den nächsten Wochen am Meisten?
In 3 Wochen kommen meine Eltern zu Besuch und dann geht’s auch erstmal auf einen Urlaub in Richtung München und hoffentlich kommt endlich der Frühling und der restliche Schnee schmilzt. 

Liebe Anja, vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast. Expatmamas wünscht Dir und Deiner Familie alles Gute und eine tolle Zeit in Kanada!

P.S.: Zu Anja’s Tipps zu Tokio geht es hier entlang!

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