Expat-Leben

Expat-Leben: Ein Aupair für die Muttersprache

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Sprache ist das A und O, wenn man ins Ausland geht, und so ist unser aller Augenmerk meist darauf gerichtet, dass die Kinder die neue Sprache möglichst schnell lernen (und wir natürlich auch). Oft kommt uns die eigene Muttersprache erst wieder bewusst in den Sinn, wenn wir allmählich wieder an eine Rückkehr denken. Selbst wer in den eigenen vier Wänden während der Expat-Zeit ausschließlich Deutsch spricht, selbst wenn die Kinder sogar eine deutsche Schule besuchen, irgendwann fragt sich jede Expatmama, ob das wohl für den Wiederanschluss daheim reicht. Noch viel deutlicher wird das Thema, wenn die Kinder in eine lokale oder internationale Schule gehen und sie ihre Freizeit weitgehend in einem anderssprachigen Umfeld verbringen. Und am größten ist die Herausforderung, wenn Deutsch nicht einmal die ausschließliche Umgangssprache innerhalb der Familie ist  – dann nämlich wenn bilinguale Familien ins Ausland gehen.

Bilinguale Familien im Ausland

Zwar geht bei bilingualen Kindern die Sprache nicht einfach verloren, „[Aber]“, so sagt die promovierte Sprachwissenschaftlerin und Psychologin Brigitte Eisenkolb in einem Interview für ParisBerlinMag „es gibt eine Art Aktivierungsschwelle. Wenn man eine bestimmte Sprache weniger verwendet, dann braucht es mehr Aktivierungspotenzial, um an die Erinnerung heranzukommen … Das ist wie eine Schublade, die man lange nicht geöffnet hat: Sie klemmt, und man kann nicht mehr so einfach hineingreifen und sich bedienen.“ Doch, und das wird nun sicher viele beruhigen, die das Phänomen am eigenen Leib erfahren haben: Es handelt sich nicht um ein echtes Vergessen. „Es ist nicht komplett weg, man kann das Wissen immer wieder aktivieren.“ Und man könne selbst gegensteuern, indem man den Kontakt zur Sprache aufrechterhalte.

Doch wie kann das gelingen, wenn gerade der deutschsprachige Elternteil weniger Zeit in der Familie verbringt? Ich habe dazu eine Expatmama befragt, die auf Aupairs setzt für den nötigen Sprachimpuls.

Sprachimpulse schaffen – ein Interview mit einer Expatmama

e/m: Liebe Katia, bitte stelle Dich und deine Familie kurz vor.

Katia: Wir sind eine fünfköpfige Familie, die derzeit in Südkorea lebt, etwa eine Autostunde südlich von Seoul. Wir leben in einer sehr koreanisch geprägten Umgebung, es gibt außer uns kaum andere westliche Ausländer – was Vor- und Nachteile hat. Zumeist genießen wir jedoch die Vorteile. Und die hiesigen großen Supermärkte, von denen es gleich mehrere in unmittelbarer Nähe gibt, haben teilweise eine bessere Auswahl an ausländischen Nahrungsmitteln als die kleineren Lädchen in Seoul. 

Wir sind jetzt seit 2 Jahren in Korea und werden voraussichtlich noch weitere 2 Jahre hier bleiben. Unsere Große geht hier auf eine der internationalen Schulen, der mittlere in einen bilingualen Kindergarten und die jüngste wird voraussichtlich ab Januar für ein, zwei Stunden in den Kindergarten gehen.

e/m: Warum wolltet ihr für eure Auslandszeit ein Aupair?

Katia: Der Schwerpunkt liegt für uns bei der Förderung der Sprache. Unsere Kinder wachsen drei- bzw. durch das Koreanische viersprachig auf. Der Papa ist Italiener und spricht mit den Kindern ausschließlich Italienisch, ich selbst ausschließlich Deutsch. Aber da unsere Großen in England geboren und aufgewachsen sind, und sich auch hier tagsüber in einer sehr englischlastigen Umgebung aufhalten, ist das Englische quasi “Muttersprache” und nach wie vor die stärkste Sprache. Wir suchen deshalb bewusst ein deutsch- oder italienischsprachiges Aupair, um ein bisschen zusätzliches sprachliches Gegengewicht gegen das Englische zu schaffen. 

e/m: Ihr habt aber kein klassisches Aupair gewählt, sondern euch für eine Granny Aupair entschieden. Warum?

Katia: Wir hatten schon vor unserem Umzug von GrannyAupair gelesen und fanden das Konzept spannend – eine ältere, somit erfahrene Dame, die sich noch fit und rüstig genug fühlt, sich auf das Abenteuer Ausland und eine fremde Familie einzulassen – das ist doch toll! Wir sind davon ausgegangen, dass solche „Omis“, wenn sie sich für ein derartiges Projekt interessieren, von sich aus eher nicht der Kategorie Stubenhocker zugehören, sondern ein wenig Weltkenntnis und Neugier oder wenigstens Interesse für andere Länder und Kulturen mitbringen. Beides ist notwendig, damit es klappt. Und dann muss natürlich auch die Chemie zwischen Leihomi und Familie stimmen. Wir haben uns von Anfang an jemanden gewünscht, der bereit ist, sich nicht nur stundenweise mit den Kinder zu beschäftigen, sondern sich voll und ganz auf unsere Familie einlässt, teilnimmt am täglichen Leben, uns auf Ausflüge begleitet, auch mal uns Eltern Feedback geben darf – halt wie eine richtige Omi auch. 

e/m: Welche Aufgaben hat eure Granny Aupair?

Katia: Wichtig ist uns, dass sie sich möglichst vielseitig mit den Kindern beschäftigt und dabei spielerisch die Sprache festigt. Das geht am besten durch sich wiederholende Muster in den unterschiedlichsten Situationen – beim Spielen, Basteln, Singen etc. Wenn sie noch ein bisschen Englisch kann und mal mit der Großen Hausaufgaben machen mag, ist das natürlich ein große Hilfe – aber kein Muss. Wir haben sowohl im Haus als auch draußen viele Möglichkeiten, sich mit den Kindern zu beschäftigen, ohne dass Langeweile aufkommen muss. 

e/m: Was sollte man bei der Auswahl eines Aupair unbedingt beachten?

Katia: Die Chemie muss stimmen. Sonst braucht man gar nicht erst anzufangen. Es ist wichtig, dass sich beide Seiten im Vorfeld kennen lernen und man gut abklärt, was man erwartet und wie man sich den Tageslauf vorstellt. Dabei müssen Befindlichkeiten auf beiden Seiten angesprochen und ernst genommen werden. Wenn z.B. eine Omi sich abends lieber zurückzieht, oder die Wochenenden frei haben will, muss man das respektieren. Was bei uns nicht funktionieren würde, wäre jemand, der nur nach festem Stunden- und Tagesplan arbeitet. Flexibilität ist – in Grenzen – sehr wichtig. Aber ich finde, das gilt immer für beide Seiten.  

Wir hatten bisher 3 Grannies. Zur Zeit sind wir vorübergehend wieder ohne, da unsere Jüngste noch zu klein ist – im März fangen wir wieder mit der nächsten Leihomi an. Wir haben bereits eine Zusage für das Frühjahr sowie zwei weitere Interessierte, die eventuell im Sommer bzw. im Herbst zu uns stoßen werden. Dazwischen haben wir eine weitere kurze Grannypause, da wir die richtigen Großeltern in Italien besuchen wollen. Das ist natürlich gerade für die Kinder ein Highlight.

Letztes Jahr haben wir übrigens mit Oma, Opa und der Granny eine große Koreatour gemacht, das war sehr interessant und lustig – für alle Beteiligten.

e/m: Liebe Katia, herzlichen Dank, dass du dir Zeit genommen hast. Ich wünsche euch eine tolle Zeit mit der neuen Granny.

Wer mehr über Granny Aupair erfahren möchte, kann das hier tun. Und einen weiteren Erfahrungsbericht einer Expatmama findet ihr auf meiner Website hier.

Autor

Jonna Struwe, freiberufliche Autorin, Bloggerin und Gründerin von Expatmamas.de, dem Portal für Familien im Ausland

2 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Pamela sagt:

    Hallo Jonna, das ist ja spannend. Das Prinzip der Granny Au Pairs kenne ich gar nicht. Eine spannende Alternative. Von jungen Au Pairs habe ich oft eher negativen gelesen. Zumindest dass es schwierig ist, wirklich ein Au Pair zu finden, dass zuverlässig ist. Vielleicht ist das bei älteren Damen besser.

    Mit der Spracherziehung beginne ich mich gerade erst zu beschäftigen. Mal sehen, wo es uns hinführt.

    1. Jonna sagt:

      Ja, ich finde das auch eine gute Idee. Zumindest Liebeskummer und Heimweh werden Grannies hoffentlich weniger haben als junge Mädchen. ;-)

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