Endlich kommt auf diesem Blog ein Mann zu Wort. Denn natürlich gibt es auch Männer in der Rolle des begleitenden Partners und ich freue mich sehr, dass sich Jan bereit erklärt hat, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Zwar heißt dieser Blog “Expatmamas”, aber meine Texte richten sich genauso an Väter. Zum einen, weil viele der hier besprochenen Themen Familien-Themen sind, die alle angehen; zum anderen, weil Männer sich als Mitausreisende vor ganz ähnlichen Herausforderungen sehen wie Frauen. Die Rolle des Expat-Partners ist per se belegt mit Stereotypen, die keinem gerecht werden, und auch Jan wünscht sich im Interview mehr Gelassenheit im Umgang mit Familienmodellen.
e/m: Lieber Jan, du bist begleitender Expat-Partner, d.h. deine Frau ist in eurer Familie die Entsandte. Derzeit lebt ihr in Schweden, davor seid ihr als Familie in Bulgarien gewesen. Fiel es dir leicht, die Entscheidung für die Entsendung zu treffen?
Jan: Ich habe mich eigentlich nie mit dem Begriff „begleitender Expat-Partner“ identifiziert. Für mich schwingt in der Bezeichnung schon so eine Art Fremdbestimmung und Passivität mit, die ich persönlich für mich nicht verwende und die meines Erachtens dieser Rolle auch nicht gerecht wird.
Die Entscheidung für eine Entsendung haben meine Frau und ich abgewogen und besprochen, ob sie für uns beide ein guter Schritt auf unserem gemeinsamen und jeweils eigenen Weg sein könnte. Mittlerweile sind wir zehn Jahre gemeinsam unterwegs und haben vor unserem Aufenthalt in Bulgarien schon vier Jahre im Sultanat Oman gelebt und davor ein Jahr in Kenia. Dort haben wir uns auch kennengelernt.
Mir ist es immer wichtig gewesen, meine eigene Wirklichkeit zu leben und zu gestalten. Da ich freischaffender Filmemacher bin, hat mir die Entsendung meiner Frau viel neue Einblicke in andere Länder und Kulturen ermöglicht. Ich habe Freiheiten hinzugewonnen, um mich neben Auftragsproduktionen vertiefter auch eigenen Filmprojekten zu widmen.
Durch unseren Aufenthalt in Bulgarien bin ich z.B. auf zwei spannende Filmstoffe gestoßen, auf die ich wahrscheinlich nie gekommen wäre, wenn ich nicht dorthin umgezogen wäre. Eines der Themen befindet sich gerade in Produktion, das andere in der Drehbuchentwicklung. Dank des Internets und meines Netzwerkes, dass ich in Bulgarien aufgebaut habe, verfolge ich diese Projekte in Schweden weiter und arbeite hier in Stockholm bereits an einer neuen schwedischen Auftragsproduktion.
Von Bulgarien nach Schweden
e/m: Worüber hast du dir vor dem Umzug nach Schweden am meisten Gedanken gemacht?
Jan: Am meisten Gedanken habe ich mir über unsere beiden Kinder gemacht und gehofft, dass sie den Umzug gut verarbeiten und sich in Schweden gut einleben. Beides würde ich im Rückblick auf unser erstes Jahr hier in Stockholm mit „Ja“ beantworten können. Besonders dankbar bin ich für den Kindergarten unserer jüngsten Tochter, der sie sehr warmherzig und fürsorglich aufgenommen hat.
Konkrete Erwartungen an Schweden hatte ich eigentlich keine. Ich habe mich auf die schwedische Landschaft gefreut und die Nähe zum Meer. Ich war neugierig auf den schwedischen Sommer, aber auch auf die langen dunklen Winter.
Da ich konkrete Pläne für meine Arbeit hatte, wusste ich auch, wie ich ungefähr meine Tage gestalten werde. Die Arbeit an meinen Filmstoffen bildete bei mir also eine Kontinuität.
e/m: Wie war für dich persönlich der Wechsel nach Schweden?
Jan: Der Abschied aus Bulgarien ist mir auf der menschlichen Ebene nicht leichtgefallen. In den fast fünf Jahren, die wir in diesem schönen Land lebten, habe ich Freundschaften geschlossen und bin in eine Kultur und Geschichte eingetaucht, die mich berührt und bewegt. Insofern bin ich froh, dass ich durch meine Arbeit dem Land verbunden bleiben darf. Schon kurz nach unserem Umzug nach Schweden wurde ich in die Jury eines bulgarischen Dokumentarfilmfestivals berufen. So konnte ich auch gleichsam meinen Abschiedsschmerz mildern und weiter meine guten Beziehungen zu Bulgarien pflegen.
Nach einem Jahr in Schweden kann ich sagen, dass ich hier angekommen bin. Ich genieße die Ruhe und finde Kraft in der Natur. Sehr freundlich aufgenommen fühlte ich mich in der deutschen Gemeinde Stockholm, die es bereits seit über 450 Jahren in Schweden gibt und vielen Auslandsdeutschen ein Zuhause in der „Ferne“ bietet.
Natürlich ist ein Umzug immer auch ein großes organisatorisches Projekt, für das meine Frau und ich Zeit brauchen, auch wenn wir schon eine gewisse Routine entwickelt haben. Auch nach dem Umzug gab es noch einiges in unserem Haus zu tun und ich habe unsere jüngste Tochter über sechs Wochen betreut, bevor sie in den Kindergarten gehen konnte. In Zeiten des Umzugs musste ich meine Arbeit natürlich reduzieren. Aber es war sehr schön, so viel Zeit mit meiner Tochter verbringen zu können, hat es doch unsere Beziehung gestärkt.
Unterstützung für Mitausreisende
e/m: Hast du in irgendeiner Weise Unterstützung vom Arbeitgeber deiner Frau bekommen?
Jan: Seit einigen Jahren bemühen sich engagierte Entsandte und deren Partner, das Bewusstsein für die Lebenssituation von mitausreisenden Partnern beim Arbeitgeber meiner Frau zu steigern. Sicherlich hängt das auch mit einer sich neu findenden Arbeitswelt zusammen und der zunehmenden Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten. Eine gewisse Sensibilisierung gegenüber dem Thema „Mitausreisende Partner“ findet meiner Meinung nach also statt und der Arbeitgeber meine Frau bemüht sich, Angebote zu schaffen, die die mitausreisenden Partner unterstützen sollen. Zum Beispiel durch Sprachkurse, Online-Vorträge zum Thema „Arbeitsmöglichkeiten im Ausland“ oder „Mit Kindern ins Ausland…“.
Ich würde mir für die Zukunft mehr Vernetzung zwischen den Mitausreisenden untereinander wünschen und eine informelle Plattform, auf der sie sich austauschen können. Dieses Netzwerk Gestalt werden zu lassen, ist jedoch nicht nur Aufgabe der entsendenden Institution oder Firma, sondern verlangt auch Eigeninitiative von Seiten der mitausreisenden Partner. Von ihnen würde ich mir mehr Engagement wünschen.
e/m: Hast du in Bulgarien bzw. Schweden andere Männer getroffen, die ebenfalls begleitende Partner sind? Fühlst du dich als Exot?
Jan: Ich habe nichts dagegen, meine Frau mal auf einen Empfang zu begleiten, so wie meine Frau mich auch zu meinen Veranstaltungen oder Verabredungen im Filmbereich begleitet. Ich definiere mich aber nicht über diese Rolle als „mitausreisender Partner“, wenn wir zu einer ihrer Veranstaltungen gehen, so wie ich meine Frau auch nicht auf ihre Rolle als Ehefrau reduziere, wenn sie mich begleitet. Manchmal versuche ich diese Rollenbilder auch je nach Situation aufzubrechen oder Klichees zu hinterfragen und manchmal füge ich mich auch einfach der Rolle des Begleiters. Vermutlich geht es anderen Männern auch so, deren Frauen ein öffentliches Amt bekleiden.
Grundsätzlich ist ja auch z.B. in der Politik zu sehen, dass immer mehr Frauen Führungspositionen einnehmen und daher gibt es auch immer mehr Ehemänner, die bei öffentlichen Veranstaltungen auftauchen und dort dann auch mal die zweite Geige übernehmen, was ja auch nach hunderten von Jahren mal erfrischend ist und auch politisch gewollt ist. In allen Bereichen wird Emanzipation und Gleichberechtigung gefordert und massiv z.B. auch durch quotenbasierte Filmförderung politisch durchgesetzt, aber wenn sie gelebt wird, scheint es immer noch eine Ausnahme zu sein.
Ich behaupte mal, in zwanzig Jahren wird es eher normal sein, dass es die unterschiedlichsten Konstellationen auch in der Expat-Gemeinde gibt. Ich habe nicht explizit nach Männern Ausschau gehalten, deren Frauen in Sofia Entsandte waren, auch wenn es einige gab. Mich interessiert mehr, was jemand tut, was er für ein Mensch ist und ob es eine Wellenlänge zwischen uns gibt. Und so habe ich mir in Kenia, Oman und Bulgarien meinen eigenen Freundes- und Kollegenkreis aufgebaut. Da ging es eigentlich immer eher um Filmthemen oder künstlerische Projekte in der jeweiligen Region.
Durch die Kinder habe ich natürlich auch Freundschaft mit zahlreichen Müttern geschlossen und vertieft Einblicke erhalten in ihre Lebenssituation im Ausland. Einige Erfahrungen teilten wir, andere nicht. Die meisten Frauen und Mütter, die ich kennenlernte, pausierten meist in ihrem Beruf für die Zeit der Entsendung bzw. für die Jahre, wo ihre Kinder noch klein sind. Manche haderten mit ihrer Situation, andere waren dankbar für diese Erfahrung. Aus unserer gemeinsamen Expat-Situation ergaben sich aber viele tiefere Gespräche, die bis heute anhalten.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass sich Konflikte und Fragestellungen zum eigenen Leben durch einen Auslandsaufenthalt eher zuspitzen können und zu einer Auseinandersetzung drängen, als dass sie sich durch eine Entsendung verflüchtigen. Für alle diese Freundschaften, die bisher im Ausland entstanden sind und die unsere Umzüge auch überlebt haben, bin ich sehr dankbar.
e/m: Was empfindest du als die größten Herausforderungen für begleitende Expat-Partner?
Jan: Das ist schwierig zu verallgemeinern und hängt vom eigenen Selbstverständnis ab.
Für diejenigen, die ihren Beruf weiterverfolgen, kann es teilweise sehr herausfordernd sein, Familie und Arbeit in einen harmonischen Einklang zu bringen, aber das kennen ja Familien in Deutschland auch, wenn beide Eltern arbeiten. Im gewissen Sinne war für uns aber auch manches leichter, da wir in Oman und Bulgarien eine Vollzeit-Tagesmutter engagieren konnten, die uns auch den Haushalt geführt hat. Mit beiden Tagesmüttern haben wir heute noch Kontakt und zählen sie zur erweiterten Familie.
Jetzt sind die Kinder ja größer und sind tagsüber im Kindergarten oder in der Schule bzw. Hort. Wenn jetzt die Kinder mal krank sind, dann betreue ich sie natürlich zuhause. Auch organisiere ich alles, was in unserem Stockholmer Zuhause an Reparaturen anfällt usw. Meine Frau organisiert dafür sehr viel Anderes. Darüber hinaus kann der Alltag im Ausland schnell zum Abenteuer werden. Der Besuch einer Führerscheinstelle in Oman oder einer Arztpraxis in Stockholm stellt eigene Gewissheiten in Frage und braucht manchmal mehr Zeit, gerade nach einem Umzug. Anderes ist im Ausland dafür auch wesentlich unbürokratischer als in Deutschland, was das Leben wiederum leichter macht.
Für die Entdeckungszeit am Anfang sollte man sich schon etwas Zeit nehmen und eigene berufliche Vorhaben in den ersten Monaten, wenn möglich, etwas reduzieren, auch um mehr Zeit für die Kinder zu haben, für die ja auch alles neu ist. Da ich projektbezogen engagiert bin, versuche ich z.B. Dreharbeiten so zu legen, dass sie nicht gerade während eines Umzugs stattfinden. Darüber hinaus ist es mir wichtig, meine beruflichen Kontakte nach Deutschland zu pflegen und im Austausch zu bleiben, z.B. über potenzielle Filmprojekte, die sich im Ausland ergeben. Auch das braucht Zeit. Daher reise ich regelmäßig nach Deutschland, um mein Netzwerk zu pflegen und auszubauen.
Schwieriger ist es aus meiner Sicht für Menschen, die sich vor dem Umzug nicht mit ihrer zukünftigen Situation auseinandergesetzt haben, die sie im Ausland erwarten wird. Denn eins ist klar: Der Freundeskreis und die Familie werden weit weg sein, eine Berufstätigkeit vielleicht nicht so schnell realisierbar.
Zeit zu haben, kann auf einmal eine Belastung sein für einen Menschen, der sich zuvor über seine Arbeit definiert hat und immer schon die Erfahrung machte, gebraucht zu werden. Gedanken können dann hochsteigen über den Sinn und Unsinn des eigenen Lebens, den Wert der Partnerschaft und womöglich wird auch die Entsendung insgesamt plötzlich hinterfragt. Der entsandte Partner ist eingebunden in die Abläufe seiner Firma oder Institution und trifft sich mit Kollegen zu Geschäftsessen. Der mitausreisende Partner irrt mitunter zeitgleich schwerelos durch die Tage auf der Suche nach sich selbst. Denn die alten Leitplanken, die dem Leben in Deutschland einen Halt gegeben haben, fehlen oder sind brüchig geworden.
Wer aus dieser Situation aber eine Chance für sich macht, kann viel gewinnen. Zum Beispiel einen langgehegten Traum angehen, die beglückende Erfahrung machen, sich in einem Ehrenamt zu engagieren oder eine Fortbildung (auch online) zu beginnen.
Mitausreisender Partner zu sein ist also genau das Gegenteil von dem, was die Bezeichnung suggeriert. Das Gegenteil also von einer passiven Rolle.
Diese Rolle des mitausreisenden Expat-Partners verlangt ein hohes Maß an Flexibilität, Eigeninitiative, Kontaktfreude, Organisationstalent und Selbstreflexion, will man sich als eigenständige und wertvolle Person im Ausland spüren und wahrnehmen.
In puncto Culture Clash und Konfrontation mit dem Gastland ist meist der mitausreisende Partner derjenige, dem der Fahrtwind des Abenteuers Ausland am stärksten ins Gesicht bläst.
e/m: Was würdest du dir wünschen?
Jan: Ich würde mir vor allem mehr Gelassenheit wünschen. Mehr Gelassenheit gegenüber sich selbst in der Auslandssituation. Nicht die Erwartungen an sich zu hoch zu schrauben, was man am neuen Ort gleich alles schaffen oder finden kann.
Freundschaften brauchen Zeit, das Lieblingscafé findet sich vielleicht nicht gleich und auch nicht der richtige Handwerker. Raus aus der Leistungs- und Optimierungsmühle, gerade am Anfang der Auslandserfahrung. Also das Gegenteil tun, was man eigentlich machen würde. Sich Zeit nehmen für einen langen Spaziergang, bereit sein für spontane Begegnungen oder Erlebnisse. Denn nur, wenn man auch mal nicht fokussiert ist, entstehen neue Möglichkeiten. Gerade am neuen Ort bereit sein für die kleinen zauberhaften Momente des Lebens. Es braucht ein Jahr nach meiner Erfahrung, bis man sich am neuen Ort eingerichtet hat.
Frauen wünsche ich, dass sie sich gegenüber Freundinnen in Deutschland nicht dafür entschuldigen müssen, wenn sie im Ausland Mutter und Hausfrau sind. Dass sie selbstbewusst dazu stehen können, sich ganz der Familie zu widmen und dennoch dabei emanzipierte Menschen sein können, die diese Entscheidung gerne und bewusst getroffen haben. Denn Kinder großzuziehen ist doch schon eine Aufgabe, die erfüllend und wichtig genug ist. Noch dazu im Ausland. Das gleiche gilt für Männer, die sich ganz dieser Aufgabe der Kinderziehung verschreiben wollen, stehen sie insbesondere unter dem gesellschaftlichen Druck beruflich „performen“ zu müssen. Hier müssen noch einige Mauern in der deutschen Gesellschaft fallen. Schweden erscheint mir da viel, viel weiter.
Paaren wünsche ich, dass sie sich gegenseitig mehr loben und den anderen anerkennen für die Dinge, die er oder sie täglich für die Familie am neuen Ort tut. Ich wünsche den entsandten Paaren, dass sie mehr Dankbarkeit leben und mehr Einfühlungsvermögen für die Lebenssituation des anderen am neuen Ort aufbringen. Und sich immer wieder auch klarmachen, dass alles nicht selbstverständlich ist, was sie erfahren und erleben dürfen.
e/m: Was wäre dein Tipp für Männer, die ihre Partner*innen ins Ausland begleiten?
Jan: Den Männern wünsche ich vor allem mehr Gelassenheit gegenüber traditionellen Rollenmodellen. Gelassenheit gegenüber der Frage, was ein Mann und eine Frau in einer Familie oder in einer Partnerschaft zu tun hat oder auch nicht.
Ein erwachsenes Paar kann eine für sich passende Aufgabenverteilung im Ausland finden, auch wenn das Schwiegereltern, Geschwister oder alte Kollegen vielleicht anders sehen, auch in Fragen der Finanzen, der Haushaltsführung und der Kindererziehung. Hier ist Kreativität und Selbstbewusstsein gefragt. Natürlich braucht das Zeit, aber es ist eine Chance, neu zu denken. Und mit neuem Denken kommen auch neue Freiräume, die Männer vielleicht in Deutschland nicht hätten. Denn wer weiß, vielleicht ist die Entscheidung für eine Begleitung der Partnerin ins Ausland plötzlich ein Schritt zur Entdeckung des eigenen, unerkannten Potenzials oder emotionaler Anteile, die bisher brachlagen.
Ich persönlich bin dankbar für das Modell, dass ich mit meiner Frau lebe. Es ermöglicht mir, Filmprojekte zu realisieren, die mir am Herzen liegen und andererseits habe ich die Möglichkeit mit meinen Kindern oft Zeit verbringen zu können und sie beim Aufwachsen begleiten zu dürfen.
Ich kann daher Männer nur ermutigen mal zu schauen, ob eine mögliche Entsendung ihrer Partnerin nicht auch für sie eine Chance sein könnte. Persönlich wie auch beruflich.
Zum Beispiel für einen beruflichen Neuanfang oder um einen langgehegten Traum zu realisieren. Auch nach Corona ist heute viel mehr „online“ möglich als zuvor. Natürlich ist nicht jeder Beruf umzugskompatibel und ich weiß nicht, ob ich mich für dieses Modell entschlossen hätte, wenn ich zum Beispiel Architekt geworden wäre. Aber mal „wild“ zu denken und furchtlos zu träumen, hat noch nie geschadet. Vor allem sollte man ruhig mal neue Konstellationen probieren und sich trauen, dass Leben zu führen, dass zu einem am besten passt. Dass Männer heute wissen, wie man eine Windel wechselt und eine Spülmaschine ausräumt, ist doch eher ein zivilisatorischer Fortschritt und kein persönlicher Rückschritt. Ich glaube die Zeiten für neue Familienmodelle war nie besser als heute. Gerne können mich Männer auch persönlich ansprechen, wenn sie Fragen haben.
Was ich allen Männern darüber hinaus noch raten möchte: Habt eine Idee von euch, eine Geschichte, die ihr euch selbst und anderen erzählen könnt. Denn die Frage „Was machst Du denn so?“ sollte man gelassen retournieren können. Auch „Nichts!“ kann eine Antwort sein. Entscheidend ist, ob du zu deiner Antwort stehen kannst, nicht was andere darüber denken.
Habt darüber hinaus Mut, euch und andere zu hinterfragen. Denn unsere westlichen Gesellschaften stehen alle vor großen Umbrüchen, die wir täglich erleben. Gerade Männer sind mitunter von diesen Transformationen im Besonderen betroffen. Nicht mehr Konsum und mehr Produktion scheint ja die Lösung einer nachhaltigeren Welt zu sein, sondern mehr Empathie und mehr Zeit für Wesentliches. Die Möglichkeit zur Begleitung eine Entsendung kann also für einen Mann die Chance seines Lebens sein.
e/m: Was erhoffst du dir, wenn ihr eines Tages nach Deutschland zurückkehrt?
Jan: Dass ich meine Auslandserfahrungen und Einblicke in andere Länder und Kulturen, meine Erfahrungen als Vater und Filmemacher auf eine kreative Weise in Deutschland einbringen kann und damit auch anderen Mut machen kann, einen eigenen Weg ins Leben zu finden. Einem Leben, das eigene Potenziale freisetzt und das unserer Mitmenschen. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass sich meine Kinder auch in Deutschland so heimisch fühlen werden wie in Schweden oder in Bulgarien.
e/m: Vielen herzlichen Dank Jan, dass du dir Zeit für meine Fragen genommen hast. Ich wünsche euch noch eine schöne Zeit in Schweden.
Mehr zu Jan und seiner Arbeit erfahrt ihr auf seiner Website Bosse Film und auf seinem Blog „November Street„.
Die Ausführungen des mitreisenden Expat Partners hier in diesem Beitrag haben es wirklich auf den Punkt gebracht. Der Beitrag ist es wert noch einmal intensiv durchgelesen zu werden und dann daraus seine positiven Schlüsse zu ziehen.