Expatmamas-Wissen

Expatmamas-Wissen: F – Familie & Freunde beherbergen

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Das Corona-Jahr hat es gezeigt: Ohne Besuch ist das Expat-Leben fade. Von Familie und Freunden getrennt zu sein, ist der Preis für das Leben im Ausland; Besuche trösten über diesen temporären Verlust hinweg. Fehlen sie, fehlt etwas Essenzielles. Für ungetrübte Wiedersehensfreude in hoffentlich naher Zukunft habe ich euch ein paar Tipps zusammengefasst, um Familie und Freunde zu beherbergen.

Für ungetrübte Wiedersehensfreude

Wie sehr vermisst man als Expat Familie und Freunde! Wie sehr brennt man darauf, das neue Land und Leben zu zeigen und nicht nur davon zu erzählen. Und natürlich liebt man als Expat Besuch!

Doch gerade diese Euphorie lässt uns häufig ausblenden, dass Besuche auch die ein oder andere Stolperfalle beinhalten. Erwartungen und Bedürfnisse sollten geklärt werden, damit das Ereignis, das man sich so sehnlich herbeigesehnt hat, nicht zur Belastung wird.

Der Teufel steckt im Detail und es schadet nicht, sich vorher ein bisschen vorzubereiten, über Essenspläne und Sightseeing-Routen hinaus. Familie und Freunde zu beherbergen, ist auch immer Arbeit. Selbst wenn man diese Arbeit mit Freude auf sich nimmt, weil die gemeinsamen Stunden entlohnen, so ist die Balance manchmal fragil. 

Die Erfahrung zeigt:

  1. Je weiter man weg lebt, desto länger bleiben die Gäste. (Klar, in die USA z.B. fliegt man nicht nur für ein Wochenende)
  2. Je exotischer die Destination ist, desto höher sind die Erwartungen an dich als Reiseführer (sich beispielsweise in China als Tourist allein zurecht zu finden, ist für viele Gäste eine riesige Hürde)

Dies solltest du im Hinterkopf haben und dir ein paar Fragen ehrlich beantworten, damit sowohl Gäste als auch Gastgeber eine tolle Zeit haben.

Haben wir Budget für ein Gästezimmer oder Gästebett?

Es zahlt sich aus, schon bei der Wohnungssuche an potenzielle Besucher zu denken. Alle sind entspannter, wenn jeder angenehm schlafen kann und noch Platz für deinen Familienalltag bleibt. 

Es muss nicht unbedingt ein eigenes Gästezimmer sein, vielleicht kann auch ein Kinderzimmer zum vorübergehenden Gästezimmer werden. Dann sollte das jedoch von Anfang an so besprochen werden und idealerweise räumen die Kinder abwechselnd ihr Reich, damit sich keiner übervorteilt fühlt. 

Wir haben in Atlanta beide Kinderzimmer mit Ausziehbetten ausgestattet, so konnte zum einen jedes Zimmer ein Doppelbett für Gäste bieten und zum anderen ein Kind beim anderen vorübergehend Unterschlupf finden, ohne auf der Isomatte schlafen zu müssen. (Sehr praktisch auch für Eltern, die wegen nächtlicher Autorennen aus dem eigenen Schlafzimmer fliehen).

Logische Konsequenz der Bettenfrage: Haben wir die Möglichkeit, genug Bettzeug für Gäste einzupacken bzw. bereitzustellen?

Niemand kann erwarten, dass du sechs Extra-Garnituren Kopfkissen und Decken in petto hast, wenn du selbst nur mit Luftfracht umgezogen bist. Entweder man kann sich also die Ausstattung bei anderen leihen oder man darf Besucher bitten, sich im Hotel einzubuchen. 

Ist die Übernachtungsfrage geklärt, stellt sich die schon die nächste Frage.

Wollen wir jedem Gast Vollpension bieten?

Für ein einzelnes Wochenende mag sich diese Frage noch nicht stellen, auch nicht für einen einzelnen Gast. Wer aber zusätzlich zur eigenen Familie eine Woche lang weitere 4 Esser am Tisch sitzen hat, der sollte klar kommunizieren, wie er sich das vorstellt:

Ich koche, aber ihr macht den Einkauf?
Jeder kocht einen Abend im Wechsel?
Wir gehen gemeinsam essen?

Denkbar ist Vieles, Hauptsache du hast vorher darüber gesprochen. 

Sonst geht es dir vielleicht wie mir in England: Ich hatte für den Abreisetag der Gastfamilie eine Suppe vorgekocht. Sie brachen früher auf als erwartet. Auf meinen Ausruf: Aber ich hatte noch Suppe für euch! Antworteten sie begeistert: Die nehmen wir gerne mit. – So endete ich allein und ohne Mittagessen am Tisch.

Schließlich sollte sich jeder Expat fragen: 

Inwieweit können bzw. wollen wir Touristenführer sein?

Es ist wichtig für Expats, im Ausland Alltagsroutinen zu etablieren, damit sich alle Familienmitglieder besser einleben können. Mit der Zeit wird es feste Termine für Sport oder Freunde im Kalender geben. Man sollte sich deswegen gut überlegen, ob man diese immer dem Besuch opfern möchte. Bei einem einzigen Mal muss man nicht überlegen, aber über das Jahr verteilt können viele Male zusammen kommen.

Denk daran: Dein Besuch ist im Urlaub, du aber lebst dort.

Auch hier gilt: Besser man stellt von vornherein klar, inwieweit man zur Verfügung steht, damit es keine Enttäuschungen gibt.

Erwartungsmanagement ist das A und O

Für jede der Fragen gilt also: Reden, reden, reden. Auf keinen Fall annehmen, dass man sich doch gut kennt und das alles schon klappen wird. 

Du willst nicht die Wäsche für den Besuch mitwaschen, aber sie dürfen gerne deine Maschine nutzen? – Sag es.
Du hattest schon 4 Besuche im letzten Vierteljahr und brauchst eine Pause? – Sag es.
Drei Übernachtungen sind für dich ok, aber eine Woche Dauergast ist dir zu viel? – Sag es.
Du gibst gern Insider-Tipps, möchtest aber nicht jeden Ausflug mitmachen? – Sag es. 

Und wenn du noch Zweifel hast, lies hier, wie andere Expatmamas es handhaben:

„Wir haben unseren Gästen geholfen, gute Flüge zu finden (da ist mein Mann unschlagbar). Wenn sie da waren, haben wir nach ihren Interessen gefragt, was sie denn sehen wollen und ihnen dann Tipps gegeben. Planen durften sie das selbst.“

„Wir hatten die Regel bei mehrtägigen Besuchen: ein gemeinsames Abendessen an einem verabredeten Tag, Bettwäsche wird gestellt, beziehen macht der Gast. Ansonsten weiterhin Alltag für uns. Wäre sonst eskaliert irgendwann.“

„Ich weiß noch nicht, wie es bei uns sein wird, versuche aber jetzt schon nicht so viele „Einladungen“ zu verteilen. Alle, die sagen,“ wir kommen euch besuchen“ müssen auch für ein Hotel sorgen. (Da sind natürlich Eltern und Geschwister ausgenommen). Ich gehe aber auch von mir selbst aus, ich fühle mich in einem Hotel wohler und kann meine Unterwäsche auch mal im Bad liegen lassen.“

„Ich denke es hängt auch am Land. Wir haben nicht oft Besuch, der Flug ist sehr lang und teuer, da kommt man nicht mal eben und hat dann auch eine entsprechende Erwartungshaltung an die Reise.“ 

„Wir haben immer ziemlich umfassende Besichtigungs- und Erlebnispläne“ vorbereitet mit vielen Punkten, die Besucher auch ohne uns machen können, die haben die dann „abgearbeitet“ ;-) So waren sie beschäftigt und haben wirklich was gesehen vom Gastland, wir konnten halbwegs den Alltagsanforderungen nachgehen, und gemeinsame Zeit hatten wir so auch.“

„Bei uns gilt, wer zuerst anfragt/bucht, darf kommen. Mehr als drei Wochen darf nur Familie bleiben.“

„Wir haben Regeln, die ich vorab per Email kommuniziere. Da steht z.B. auch drin, dass wir uns über Besuch freuen und gerne mal was zusammen machen können, die Gäste aber bedenken müssen, dass wir während ihres Urlaub ein normales Leben haben mit geregelten Zeiten für Arbeit, Schule, Essen, Hobbies, Schlafen.“

„Wäsche mitwaschen biete ich nicht an, aber die Waschmaschine darf genutzt werden.“ 

„Es darf gerne mitgegessen werden, wenn man zu einer bestimmten Uhrzeit zuhause ist.“ 

„Ich schreibe vorher, dass der Kühlschrank bei der Anreise voll ist, wir uns aber auch freuen, wenn sich unser Besuch am Befüllen beteiligt.“ 

„Das Reiseprogramm zusammenstellen, macht mir z.B. nichts aus, eine Liste mit Aktivitäten oder die Erklärung von Wegen muss man ja nur einmal erstellen, von der sich dann alle Besucher bedienen können.“ 

„Wir sind kein Hotel, aber die Schokolade auf dem Kopfkissen und Wasserflasche auf dem Nachttisch gibt es trotzdem.“ 

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Und hier geht es zum nächsten Buchstaben im Expatmamas-Wissen-Alphabet:

Autor

Jonna Struwe, freiberufliche Autorin, Bloggerin und Gründerin von Expatmamas.de, dem Portal für Familien im Ausland

2 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Alex sagt:

    Hallo Jonna,
    Habe gerade deine Tips / Beitrag zum Thema BESUCH gelesen und mich / uns in allen wiedergefunden:-)
    Spitzenmässig…. wie oft hatte ich NACH unserem Besuch entweder ein schlechtes Gewissen ( Thema Erwartungshaltung) oder war total überfordert und genervt (Hotel incl Reiseleitung). Auch wenn total „deutsch“ ist vorher genau alles anzustecken- ich mach das für die Zukunft ( wenn man bei uns wieder einreisen darf. Irgendwie habe ich nämlich diese Expat-Disziplin „Besuch” NIE richtig gelernt und hatte war schlussendlich froh wenn sich mal niemand angemeldet hatte-:))
    Lieben Gruß aus Cambodia

    1. Jonna sagt:

      Ich freue mich, wenn dir der Text weitergeholfen hat. Ja, wir meinen immer schnell keine guten Gastgeber zu sein, wenn wir vorher sagen, was geht und was nicht. Dabei kann es auch eine Erleichterung für die Gäste sein, denn vielleicht haben auch sie Hemmungen, z.B. zu sagen, dass sie auch mal was alleine unternehmen möchten.
      Ich hoffe, dass ihr in Kambodscha noch viele schöne Besuche haben werdet. Bleibt gesund!

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