Ein Umzug ins Ausland ist ein Kindergeburtstag. Genauso anstrengend nämlich. Schon lange bevor die Möbelpacker klingeln, sind tausend Fragen zu klären und hundert Sachen zu bedenken. Hier findet ihr Struktur für ein möglichst reibungsloses Unterfangen.
In welchem Umfang wollt ihr umziehen?
Das ist bei einem Umzug ins Ausland tatsächlich eine Frage. Anders als bei einem innerdeutschen Umzug wird nicht jeder, der für einen begrenzten Zeitraum ins Ausland geht, automatisch seinen kompletten Haushalt in Deutschland einpacken und mitnehmen.
Folgende Überlegungen helfen euch bei der Entscheidung, ob ihr euren Haushalt vollständig umzieht:
Wenn ihr Mieter seid….
- Könnt ihr untervermieten?
- Wie ist der Mietmarkt in eurer Heimatstadt? Werdet ihr bei der Rückkehr leicht ein Objekt finden?
- Wie wahrscheinlich ist es, dass ihr in die gleiche Stadt zurückgeht?
- Wird der Arbeitgeber euch bei der Wohnungssuche nach der Rückkehr unterstützen?
Wenn ihr Eigentümer seid…
- Kann sich jemand um die Wohnung/ das Haus kümmern?
- Ist es aus bürokratischer Sicht sinnvoll, den Wohnsitz in Deutschland aufzugeben?
Wenn ihr Heimatbesuche plant:
- Wie oft werdet ihr während der Entsendung nach Deutschland kommen? Vor allem für wie lange?
- Wie weit ist euer Entsendungsland entfernt?
Wenn ihr an das Gastland denkt…
- Wie wahrscheinlich ist es, dass ihr mit unerwarteten Heimataufenthalten rechnen müsst? (Wie sicher ist euer Gastland?/Geht ihr in ein potenzielles Krisenland?)
- Wie sind die Einfuhrmodalitäten? Gibt es Beschränkungen für das Volumen oder durch Zölle für bestimmte Güter?
- Wie ist das Klima vor Ort? Ist es z.B. sinnvoll, Antiquitäten einer hohen Luftfeuchtigkeit auszusetzen?
- Wie ist der Standard bei (teil-) möblierten Objekten?
Wenn ihr Unterstützung vom entsendenden Unternehmen bekommt…
- Wird nur ein Zuschuss für höhere Mieten im Gastland bezahlt? Oder wird die komplette Miete übernommen?
- Welches Transportvolumen wird übernommen?
- Werden Zuschüsse für Neuanschaffungen gezahlt?
- Wird eine Einlagerung von Möbeln etc. übernommen?
Wenn ihr Kinder habt….
- Wie alt sind eure Kinder?
- Wieviel vertrautes Mobiliar, wieviel Spielzeug, welche Extras brauchen sie?
- Ist eure Familienplanung abgeschlossen? (Braucht ihr die aufgehobene Babyausstattung im Keller tatsächlich im Ausland?)
- Wie einfach sind Spielzeug und Kinderkleidung im Gastland zu besorgen? Und in welcher Qualität? (Hier hilft ein Blick auf meine Einkaufslisten für verschiedene Destinationen)
Je nachdem wie eure Antworten zu all diesen Fragen lauten, wird deutlich, wie groß euer Umzug ausfallen wird.
Wo fängt man an mit dem Planen und Packen?
Habt ihr entschieden, in welchem Umfang ihr umzieht, beginnt das große Organisieren und Ausmisten. Hier hilft euch meine Umzugscheckliste den Überblick zu behalten, denn natürlich geht es um mehr, als Gegenstände in Kisten zu verstauen. Ihr prüft den Impfstatus der Familienmitglieder, allerlei Verträge und Mitgliedschaften, beauftragt den Nachsende-Antrag etc. pp. Je mehr Vorlauf ihr dafür habt, desto besser.
Tipp: Für den Fall, dass ihr selbst ein Umzugsunternehmen finden müsst, ist die Seite des Bundesverbandes Möbelspedition und Logistik (AMÖ) e.V. hilfreich.
Innereuropäisch umziehen
Da selbst bei einem innereuropäischen Umzug, das Umzugsgut wahrscheinlich länger unterwegs sein wird als ihr, ist es wichtig, sich rechtzeitig Gedanken darüber zu machen, welche Dinge ins Reisegepäck kommen für die ersten Tage vor Ort. Auch dafür habe ich eine Liste zusammengestellt. Außerdem gibt es ein paar Dinge, die ihr grundsätzlich persönlich transportieren solltet wie Dokumente, Datenträger oder Schmuck.
Interkontinental umziehen
Bei einem interkontinentalen Umzug habt ihr oft die Wahl zwischen Luft- und/oder Seefracht. Der Transport per Luftfracht bedeutet eine deutliche Volumenbeschränkung, per Seefracht eine lange Umzugsdauer über mehrere Wochen. Ideal ist, wenn ihr beides kombinieren könnt.
Per Luftfracht sollten die Dinge transportiert werden, die ihr entweder bei der Ankunft sofort benötigt, die zu kostbar sind (materiell oder ideell) oder die keine langen Transportwege bzw. Lagerzeiten im Hafen überstehen würden.
Der Seefracht-Container kann sechs Wochen oder auch länger unterwegs sein. Ihr müsst entscheiden, entweder den Container voraus zu schicken, d.h. die letzten Wochen daheim im Hotel oder bei Freunden und Familie zu verbringen, oder mit den Möbeln das Haus zu verlassen und dann am Zielort die Ankunft von Hab und Gut in einer Übergangslösung zu überbrücken.
Beide Varianten bedeuten Entbehrung und haben ihre Vor- und Nachteile.
Ein frühes Verladen verlängert eventuell den Abschiedsschmerz. Andererseits kann es dafür das Einleben am neuen Ort erleichtern, weil man das gewohnte Mobiliar um sich hat.
Ein spätes Verschicken, d.h. ein Leben im Hotel am Zielort, lässt Raum, sich erst zu orientieren und die Umgebung zu entdecken anstatt Kisten auszupacken. Es kann aber auch das innere Ankommen erschweren, weil man noch einmal umziehen muss von der Übergangsunterkunft in die endgültige Bleibe.
Die Entscheidung ist letztlich sehr individuell, jede Expatfamilie trifft sie anders. Eine kleine Umfrage in meiner Expatmamas-Facebook-Gruppe vor einiger Zeit hat keinen Favoriten ergeben. Gezeigt hat sich aber: Wer sich im Voraus ausführlich Gedanken gemacht hat, ob das Umzugsgut vorausgeschickt oder nachgesendet wird, war hinterher auch zufrieden mit der getroffenen Wahl.
Noch ein Hinweis zum Schluss: In einigen Ländern ist es erforderlich, eine vollständige Inventarliste anzufertigen, die jedes Stück der Einrichtung auflistet. Eine Freundin musste auf dem Weg nach China JEDES Buch mit Titel auflisten. Und sie hatte viele! Zu viele, wie sie in dem Moment feststellen musste. Zu solchen Vorschriften kann die Spedition oder die jeweilige Botschaft Auskunft geben. Also rechtzeitig fragen! ;-)
Alle Checklisten im Paket findest du hier.
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