Interview: Neu in...

Neu in … Shanghai

Neu in ... Shanghai - www.expatmamas.de/blog/ - #imauslandzuhause #lebeninchina #expatmamas

Fast auf den Tag genau, als unser Flugzeug nach Westen abhob, startete Luise mit ihrer Familie in Richtung Osten, nach China. Ich hatte Luise auf dem letzten Expatmamas Tea & Talk-Event an Ostern kennen gelernt und freue mich daher besonders, von ihr zu hören, wie es ihr in den ersten Wochen ergangen ist.

Expatmama in China

e/m: Liebe Luise, wo genau bist Du mit Deiner Familie gelandet?

Luise: Shanghai ist unsere neue Heimat. Hier beginnt unser Expatleben 3.0. Wir wohnen mittendrin in der 30 Millionen Metropole, die Gegend heißt French Concession. Sie ist eine Stadt in der Stadt, denn hier gibt es keine Hochhäuser und die meisten Straßen und Gassen sind gerahmt von alten Platanen.  

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Ich lebe hier mit meinem Mann und zwei meiner vier Kinder im 36. Stock am Rande dieser French Concession und mein Blick aus dem Fenster lässt die Schönheit der French Concession von oben genießen. Ich habe noch nie in einem Hochhaus gelebt, eine spannende Erfahrung. Ich merke, dass ich kein 300qm Haus mit Garten brauche, um glücklich zu sein.

e/m: Was war Dein erster Eindruck?

Luise: Der erste Eindruck zählt und selten ist er falsch. Die Stadt ist nicht so laut wie gedacht und der Ort unserer Wohnung ist perfekt. Von hier kann ich mit dem Fahrrad losfahren und ein anderes Leben starten. Ich bin aufgeregt und neugierig, wissbegierig und interessiert. Das Straßenbild zeigt so alles, vom kleinen Straßenfeger über den Lastenträger auf dem Moped über ernst dreinblickende verkehrsregulierende Polizisten bis zu den teuersten Luxusautos. Die Bandbreite ist unglaublich. Und so zeigt es sich auch in den vielen Geschäften, die vom einfachen Gemüseverkäufer bis zu den großen Shoppingtempeln westlicher Art mit jedem erdenklichen Luxuslabel, alle vertreten sind. 

Da ich vor einigen Jahren meine Leidenschaft zum Beruf gemacht habe, freue ich mich auf neue Fotoprojekte. Motive gibt es hier sehr viele und Inspiration für Kreativität auch. Wie ich gelernt habe, hat Shanghai eine ausgeprägte Kunst- und Kulturszene! Also eintauchen!

e/m: Was ist Dein neuer Lieblingsort?

Luise: Noch habe ich keinen Lieblingsort gefunden. Das ist etwas schade, denn ich kann nur dort richtig gut kreativ sein und schreiben (habe einen Blog angefangen! www.shanghai-calling.de), wo ich mich total wohl fühle. Gestern habe ich mit meiner Familie einen Italiener entdeckt, sehr gemütlich, das könnte zu einem Lieblingsplatz werden. n unserer Wohnung ist es wohl die Terrasse mit Blick über die Stadt! Ich finde was!

e/m: Was gefällt Deiner Familie bisher am Besten?

Luise: Meinen Zwillingssöhnen, 12 Jahre alt, gefällt die Stadt und das Neue im allgemeinen. Wir gehen gemeinsam auf Entdeckungstour und erweitern den Horizont. Die beiden gehen in eine Britische Schule und es macht ihnen nicht viel aus, jedes Unterrichtsfach auf Englisch zu haben. Meinem Mann und mir gefällt die unendliche Restaurantvielfalt – das genießen wir und gehen lieber Essen, bevor wir aufwändig kochen. Ein kleiner aber feiner Luxus. 

e/m: Was war das Nützlichste, was Du von zuhause mitgebracht hast?

Luise: Bücher! Ich habe einige Kisten mit chinesischer Literatur mitgenommen, die ich in den Wochen vor unserem Umzug Stück für Stück in meiner Lieblingsbuchhandlung in Ingelheim entdeckt habe. Das geht von Reiseführern über Bildbände bis zu historischen Romanen und einfacher Belletristik. Das Buch von Kevin Kwan mit dem Titel „Crazy rich Asians“ ist leicht und schnell gelesen, unterhaltsam und zeigt ein nicht ganz falsches Bild der wohlhabenden Schicht und auch das Buch von Stephan Orth „Couchsurfing in China“ erweitert wunderbar den chinesischen Wissenshorizont. Die „Gebrauchsanweisung für China“ von einem der besten China-Kenner Deutschlands, Kai Strittmacher, muss ich ein zweites mal lesen. Als nächstes neues Werk werde ich von Vicki Baum „Hotel Shanghai“ lesen, das bereits 1939 erschienen ist und als Meisterwerk der Populären Literatur gilt. 

e/m: Wer oder was hat Dir in den ersten Tagen/Wochen am meisten geholfen?

Luise: Der Start in China war leicht, denn ich bin kein Rookie mehr in der Expatwelt. Ich starte mein drittes Expatleben und die Erfahrung aus den letzten beiden Entsendungen hilft mir hier, den Start mit Gelassenheit zu sehen. Es wird nicht immer alles klappen und ich werde mich an das neue Leben gewöhnen. Ich stelle viele Fragen und verfalle nicht in Panik, wenn etwas nicht funktioniert. Ich betrachte die Zeit als Horizonterweiterung und als weiteren Weg, die Welt zu erkunden und meine vier Kinder (die beiden älteren Geschwister gehen in Schottland auf ein einzigartiges Internat) zu weltoffenen Menschen zu machen. 

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e/m: Was wäre Dein Tipp für alle Neuankömmlinge?

Luise: Ich traf hier eine Italienerin, die mit ihren 3 Töchtern ihrem Mann nach Shanghai gefolgt ist. Für sie war alles neu. Es sollte für sie alles gleich perfekt sein. Nach 2 Wochen sah ich sie in der Schule wieder mit tiefen Rändern unter den Augen. Später schrieb ich ihr, sich Zeit für sich zu nehmen, die Kisten unausgepackt zu lassen und sich eine Massage zu gönnen und mal zu entfliehen aus all dem Neuen. Die Dinge müssen eins nach dem anderen erledigt und verstanden werden und wenn der Kühlschrank leer ist, dann eben einfach zum nächsten Burgerladen marschieren, eine herrliche Pizza essen oder per Klick sich das Essen in den 36. Stock vor die Tür liefern lassen. Das „Über den Tellerrand schauen“ ist nämlich gar nicht so leicht und eben kraftraubend. 

e/m: Worauf freust Du Dich in den nächsten Wochen am Meisten?

Luise: Ich freue mich in den nächsten Wochen auf tolle Streifzüge durch die Stadt mit meiner wahnsinnig schönen Leica Kamera, auf tolle Street-Fotografie und viele neue Themen für meinen Blog. Hier werden viel Kulturwalks durch alte Stadtteile angeboten, das ist dann ein Mix aus Eintauchen in die Stadtgeschichte und Entdecken neuer Motive! Dazu kommt, dass ich gerne neue Menschen kennenlerne, die Expatcommunity ist hier riesig und auch die ein oder andere vollkommen deutsche Veranstaltung im Generalkonsulat oder im Deutschen Club lässt mich sicher auf andere deutsche Expats mit ähnlichen Geschichten wie ich sie erlebe treffen und da quatscht man Deutsch. Ein Gefühl von Heimat. 

e/m: Liebe Luise, vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast. Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute und eine tolle Zeit!

Autor

Jonna Struwe, freiberufliche Autorin, Bloggerin und Gründerin von Expatmamas.de, dem Portal für Familien im Ausland

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