Zu den ganz besonderen Expat-Momenten gehören die Begegnungen mit Handwerkern und man ertappt sich in schwachen Augenblicken dabei, eine gewisse Sehnsucht nach deutschen Installateuren zu hegen. (Ja, so manche entdeckt Seiten an sich, die sie daheim nie für möglich gehalten hätte.)
So haben mich zum Beispiel chinesische Handwerker erstaunt, die die neue Dunstabzugshaube in der Küche kunstvoll mit einer ganzen Rolle Paketklebeband befestigt haben (da hätte Christo noch was lernen können!). Nach Vollendung des Werkes haben sie sich dann erst mal eine Zigarette genehmigt – natürlich nur, um mir zu beweisen, dass die Haube auch funktioniert! Super. Da kann man nur noch staunend den Rauchkringeln zusehen und die Rechnung unterschreiben…
Eine weitere Herausforderung klingelte eines schönen Sonntagmorgens um 8 Uhr. Mein Mann hatte widerwillig im Schlafanzug geöffnet, um sich dann fünf hoch motivierten Mitarbeitern der städtischen Gaswerke gegenüber zu sehen, die gerne unseren Haushalt (mit allen anderen im gesamten Straßenblock) auf Erdgas umstellen wollten. Sonntags um 8. Nun gut. Dass die Aktion natürlich nicht ganz so reibungslos geklappt hat, wie die fünf uns versprochen hatten, ist klar, oder? Am Sonntagmorgen wurde uns das Gas abgedreht mit dem Versprechen, dass dieser Zustand um 15 Uhr wieder beendet sei. Nur so viel: Wir waren bis Dienstagabend ohne Gas (d.h. ohne Küche und warmes Wasser). Also noch alles im grünen Bereich – finden die Gaswerke.
Was soll’s – der Pizzaservice hat den Umsatz des Quartals gemacht und warme Duschen werden total überbewertet. Die Argumente, warum das alles so unerwartet schwierig wurde, waren vom Feinsten: Die Arbeiter wären zwar da und willig, aber wir angeblich nicht zu Hause! (Und von wo rufe ich dich dann an, du Spezialist?!). Später dann wurde es plötzlich und unerwartet dunkel (am Abend, man stelle sich vor!) und die armen Arbeiter konnten unser Haus nicht mehr finden (wir haben es gut getarnt und verdunkelt). Seufz. Auch nach drei Jahren Shanghai regten wir uns immer noch unnötig über sowas auf. (Sarah, ehm. Shanghai)
Nach den ersten Wochen im neuen englischen Haus merkten wir, dass sich der Abfluss einer unserer Duschen direkt in die darunter liegende Küchendecke entleerte und das Wasser durch die eingelassene Halogenleuchte munter auf den Boden tropfte. Der herbeigerufene Klempner war zu schüchtern, nach Papier zu fragen, und hat kurzerhand seine Skizze, wie die Rohre verlaufen, als Gravur in die Wand geritzt. So hatte er, als er wiederkam, um den Schaden zu beheben, die Gedächtnisstütze gleich an Ort und Stelle. Hinzuzufügen ist: Es dauerte mehrere Wochen, bis er wieder auftauchen sollte, denn in den Midlands scheint ein anderer Zeitbegriff zu existieren und «next week» ist mit «in einem Vierteljahr» zu übersetzen. (Erstaunlich ist, dass der Brite Peter Mayle dasselbe über die Franzosen schreibt.)