Nein-Sagen fällt schwer. Gerade uns Frauen wird ja oft gesagt, dass wir nicht oft genug „Nein“ sagen. Meist mit tadelndem Unterton. Wieder mal abends um 11 in der Küche gestanden, um Muffins für den Kindergartenbasar zu backen? „Tja, warum hast du nicht Nein gesagt?“ Von A nach B gehetzt, um die eigenen und diverse andere Kinder zum Sport zu kutschieren? „Tja, warum hast du nicht Nein gesagt?“ Am Wochenende eine Präsentation bearbeitet? Tja,… Ihr ahnt schon die Antwort. Mit Sack und Pack dem Mann hinterher ans andere Ende der Welt gezogen? „Tja, warum hast du nicht Nein gesagt?“ Tja, warum eigentlich? Ist die Entsendung des Mannes ein Thema, zu dem man einfach „Nein“ sagen kann oder darf?
Expat-Partner als Zünglein an der Waage
Die Personaler dieser Welt unterteilen die Partnerinnen potenzieller Expats genau nach dieser Frage in zwei Kategorien: die Deal-Maker oder die Deal-Breaker. Die Frau die „Ja“ sagt, besiegelt den Expat-Vertrag; die, die „Nein“ sagt, ist aus Sicht der Unternehmen ein Problem. Doch Hand aufs Herz! Welches Unternehmen bezieht die Partnerin in die Entscheidung mit ein? Lädt zum Gespräch oder gar zu einem Look & See-Trip ein, bevor eine Entscheidung gefallen ist?
Meist soll es ein kleines Budget für die „Spousal Career“ im Expat-Paket richten und der zu Entsendende bekommt ein Schulterklopfen mit auf den Weg: „Reden Sie mal am Wochenende in Ruhe mit Ihrer Frau.“ Da sitzt sie dann, die Frau, und nicht jede springt jubelnd vom Sofa angesichts der Neuigkeiten, die der Ehemann gerade verkündet. Aber kann sie „Nein“ sagen?
Wie bei vielen Weichenstellungen im Leben, gibt es keine objektiven Kriterien, die universal gelten, um zu entscheiden, ob man eine Entsendung annimmt. Jede Familiensituation, jeder Mensch ist anders. Doch wie entscheidet man, wann man „Ja“ und wann man „Nein“ sagt? Kann man „Nein“ sagen, weil der eigene Bauch „Nein“ sagt? So wie man „Nein“ sagen soll, wenn man es leid ist, für andere die Kohlen aus dem Feuer zu holen, sprich Back- und Fahrdienste für andere zu machen? Geht es dabei um mich oder um etwas „Größeres“?
Expatmamas-Leserinnen haben alle zu einem bestimmten Zeitpunkt „Ja“ gesagt – sicher aus ganz unterschiedlichen Motiven. War es ein spontanes „Ja!“? Oder tauchten Gedanken auf, wie bei dieser Mama? Sie wollte anonym bleiben – trotzdem hat sie sich aus der Deckung getraut.
Gedanken einer, die keine Expatmama werden wollte
Ich bin weltoffen.
Ich war als Schülerin und Studentin im Ausland, als noch wenige so eine Chance nutzen konnten.
Ich spreche fließend zwei Fremdsprachen und verreise gern.
Und: Ich bin ein Deal-Breaker, der kein Expat-Leben möchte.
Ich bin eine Ehefrau, die ihren Mann liebt und unterstützt.
Die sich freut, wenn er zufrieden mit seiner Arbeit ist und die ihm nicht im Weg stehen möchte, wenn Weichen gestellt werden.
Ich bin nicht Vollzeit angestellt und profitiere davon, dass ich zuhause mein Büro habe.
Und: Ich bin ein Deal-Breaker, der daran nichts ändern möchte.
Ich bin eine Mama von wissensdurstigen Kindern, die offen auf alles Neue zugehen.
Die Menschen anlächeln und freudig rufen, wenn sie ein bekanntes Gesicht entdecken.
Eine Mama, die möchte, dass ihre Kinder Sprachen und die Welt kennen lernen.
Und: Ich bin ein Deal-Breaker, dem Geborgenheit und Stabilität viel bedeuten.
Ich bin ein Mensch, der viele Neuanfänge kennt und dessen Freunde über zahllose Orte verteilt sind.
Ich kaufe gerne Geschenke und schnüre gerne Päckchen, schreibe Karten und versuche mich mit Skype.
Und: Ich bin ein Deal-Breaker, der müde ist, schon wieder von vorne zu starten.
Ich habe gegoogelt, Blogs gelesen und Ratgeber gekauft.
Ich kenne Menschen, die von ihrer Auslandszeit schwärmen.
Ich weiß, dass ich viel lernen kann auf der Welt.
Und: Ich bin ein Deal-Breaker, der nicht weg möchte, nicht jetzt, nicht in dieses Land.
Wie sich das anfühlt? Ich fühle mich in der gleichen Schublade wie die so genannten Under-Achiever, die Low-Performer; in der untersten Schublade. Ich fühle mich, als wäre ich der dicke Stempel in der Personalakte meines Mannes „Nur bedingt einsetzbar!“ In meinen inneren Monologen tauchen Worte auf wie „Hemmschuh“ oder „Fußfessel“. Die ewig Gestrige in den Augen anderer, die den Wandel nicht will und die Globalisierung leugnet.
„Nein-Sagen“, eine Option nicht wahrzunehmen, wiegt unglaublich schwer. Ich kann nicht sagen, ob ich es bereuen werde.