Expat-Leben

Tausend kleine Dinge

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Nach 368 Tagen in den USA wieder daheim zu sein, bedeutet innerhalb der ersten Stunden tausend kleine Dinge wahrzunehmen. Ich staune, an welchen Sachen das Auge hängen bleibt, was ich plötzlich bewusst höre, was mir bemerkenswert erscheint. Vielleicht spielt auch der Jetlag der Wahrnehmung einen Streich.

Es ist vor allem die Stille im und rund ums Haus – obwohl wir nicht einsam wohnen. Im Gegenteil: die Nachbarhäuser scheinen alle ein Stück näher gerückt. Plötzlich verstehe ich, warum Deutschland als dicht besiedelt gilt.

Dafür höre ich den Schlag der Kirchturmuhr zur vollen Stunde. Langsam zähle ich die Glockenschläge mit.

Das Haus ist unglaublich staubig und die Gläser in den Schränken sind trüb. Überhaupt: wie voll diese Küchenschränke sind. Haben wir tatsächlich so viele Gläser besessen?

Die Zimmerdecken scheinen mir entgegenzukommen nach einem Jahr im Penthouse mit 3,50 hohen Räumen. Die Kinder rufen: Das ist ja ein Puppenhaus! Kind 2 passt nicht mehr ins alte Bett.

Ach, wie herrlich die alten Holzdielen knarzen und die Treppenstufen knacken. Die Gläser klirren leicht im Schrank, weil der Zimmerboden im Gehen schwingt.

Wir haben heißes (!) Wasser in der Küche – ich verbrenne mir ständig die Finger. Und das kalte Wasser ist herrlich kalt und schmeckt sooo gut direkt aus dem Hahn.

Ich nehme zuviel Klopapier – hier muss man sich 3-lagig nicht selber falten. Und trotz der Verschwendung verstopft kein Klo.

Ich habe auch vergessen, wo Dinge ihren Platz hatten. Spülmaschine ausräumen, als wäre ich in einem fremden Haushalt zu Besuch.

Es ist wunderschön, morgens auf den Terrassenstufen Kaffee zu trinken. Im Garten ist alles unglaublich groß geworden.

Nebenan hört man jetzt durch das offene Fenster ein Baby brabbeln.

Wie gerne bin ich daheim.

Und wie gerne war ich in Atlanta.

Autor

Jonna Struwe, freiberufliche Autorin, Bloggerin und Gründerin von Expatmamas.de, dem Portal für Familien im Ausland

4 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Nicole sagt:

    Liebe Jonna
    Ich verfolge Deinen Blog und hatte mir etwas Sorgen gemacht, wie es Dir und Deiner Familie wohl geht. Schön, dass Ihr gesund seid.

    1. Jonna sagt:

      Ja, wir sind so froh, gesund zu sein. Georgia hat jetzt so viele Infektionen und Tote wie ganz Deutschland, aber nur ein Zehntel der Einwohnerzahl. Beängstigend.

  2. Irmi sagt:

    Heimkommen – wie schön ist es doch daheim, wie schön ist unser Land …….
    Draußen – wie viele neue, schöne, lehrreiche Erlebnisse und interessante Eindrücke , die man keinesfalls missen möchte ……..

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