Interview: Zurück aus ...

Zurück aus … Seoul

Zurück aus Seoul - www.expatmamas.de/expatmamas-blog/ - #imauslandzuhause # lebeninkorea #rückkehr #expatmamas

Die Rückkehr aus dem Ausland ist ein bisschen das vergessene Thema, wenn es um Entsendungen geht. Deswegen frage ich in meiner Reihe „Zurück aus…“ immer mal wieder nach, wie Expatmamas das Wieder-Einleben in Deutschland empfinden. Heute steht uns Johanna Rede und Antwort. Sie war mit ihrem Mann und zwei kleinen Töchtern von 2015-2018 in Südkorea und lebt nun seit viereinhalb Monaten wieder in Deutschland.

Liebe Johanna, war der Umzug nach Deutschland ein Neuanfang für euch oder mehr eine Rückkehr in ein bereits bekanntes Leben?
J: Ich würde sagen: sowohl als auch. Einerseits war und ist es ein Neuanfang, da wir nicht in unsere Heimatstadt gezogen sind. Erlangen ist uns genau so wenig vertraut wie Seoul es 2015 für uns war. Wenn ich Bilder von Seoul betrachte, altbekannte Orte darauf sehe, habe ich teilweise ein vertrauteres Gefühl, als wenn ich durch die Straßen hier in unserer neuen Heimat laufe – insofern fühlt es sich nach Neuanfang an.
Da mir aber sehr vieles natürlich nach wie vor vertraut ist – immerhin habe ich 30 Jahre meines Lebens in Deutschland bisher verbracht – ist es auch eine Rückkehr zu Altbekanntem. Einkaufen, die Art wie man auf der Straße grüßt – oder auch nicht – Behördengänge, Kita- und Schulveranstaltungen, Vereinsleben etc. all das geht einem so leicht von der Hand, lässt sich unkompliziert organisieren und fühlt sich sehr nach Rückkehr zu Altbekanntem an.

Warum seid ihr zurückgekommen?
J: Aufgrund der Arbeit meines Mannes.

Was gefällt Dir an der deutschen Lebensart?
J: Ich musste jetzt eine Weile überlegen und es fällt mir schwer, konkret eine Lebensart zu nennen. Es gefällt mir, dass es sich für mich ‚so leicht‘ leben lässt, das fängt beim täglichen Einkaufen an – wo ich nicht mit meiner Übersetzungsapp und etlichen mir unbekannten Lebensmitteln zu kämpfen habe – und hört bei der Beschäftigung der Kinder auf. Das ist aber vermutlich weniger einer typisch deutschen Lebensart geschuldet, als dem Umstand, dass man sich in der Heimat einfach am besten auskennt.
Ich finde es nach wie vor unglaublich, was für eine atemberaubend schöne Natur wir hier in Deutschland haben und wie rein, sauber, sortiert und aufgeräumt es hier vielerorts ist.

Woran wirst Du Dich vielleicht nie (wieder) gewöhnen?
J: An die furchtbar schlechte Service-Qualität in Deutschland, der Kunde ist hier meistens leider nicht König… Und die grundsätzliche Skepsis und teilweise Überheblichkeit der Menschen.

Wie hat sich deine Familie wieder eingelebt?
J: Nach anfänglichen Start-Schwierigkeiten eigentlich recht gut. Unsere Rückkehr war mit vielen Neuanfängen verbunden: Neue Stadt, neue Freunde finden, neuer Kindergarten, neue Schule – es gab wenig bis nichts Vertrautes und Bekanntes. Das hat die Rückkehr erschwert und war emotional schwierig, besonders für die Kinder. Doch sie konnten sich verhältnismäßig schnell eingliedern und fühlen sich mittlerweile wohl in ihrem neuen Umfeld.

Was vermisst du am Meisten?
J: Unsere Freunde und Community in Seoul. Es war eine tolle Zeit, die vorallem durch die Menschen, mit denen wir sie geteilt haben, so besonders geworden ist. Und Bibimbap – ein sehr leckeres koreanisches Gericht.

Wie geht es dir jetzt? Welche Pläne hast du für deine Zukunft?
J: Aktuell bin ich froh wieder in Deutschland zu sein, da ich vorallem in den letzten Monaten festgestellt habe, dass ich den Fokus gerne wieder mehr auf mich und meine berufliche Zukunft legen möchte. Ich habe mich von Beginn unseres Auslandsaufenthaltes an intensiv weitergebildet und selbstständig gearbeitet. Meine Selbstständigkeit habe ich auch hier in Deutschland in den vergangenen Monaten fortgesetzt, doch hat es mich hier weniger zufriedengestellt, sodass ich mich dazu entschieden habe wieder Vollzeit in einem Unternehmen arbeiten zu wollen. Glücklicherweise hat sich der Bewerbungsprozess für mich sehr angenehm und kurz gestaltet, sodass ich nun tatsächlich recht schnell nach unserer Rückkehr nach Deutschland wieder beginnen werde.

Würdest du etwas anders machen, wenn du die Uhr zu einem Zeitpunkt vor dem Umzug zurückdrehen könntest?
J: Wir kamen in den koreanischen Sommerferien zurück, sodass die Kinder bereits 2 Wochen Sommerferien in Korea hatten, hier in Bayern noch 1 Monat Schule war und anschließend 6 Wochen Sommerferien, so hatten unsere Kinder insgesamt 12 Wochen Ferien. Das war viel zu viel – für uns und für sie. Ich würde hier einen kürzen ‚Eingewöhnungszeitraum‘ wählen und schneller Alltag einkehren lassen und Routinen etablieren.

e/m: Vielen Dank, liebe Johanna, dass du dir die Zeit genommen hast, und viel Erfolg bei deinem Wiedereinstieg!

Und du? Bist du auch gerade wieder nach Deutschland zurückgekommen und hast Lust, deine Erfahrungen auf dem Blog zu teilen? Dann schreibe mir an blog@expatmamas.de. Ich freue mich, von dir zu lesen.

Mehr zum Thema Rückkehr nach Deutschland findest du hier: Expatmamas-Wissen: R – Rückkehr und Reverse Culture Shock

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