Als der zweite Jahrestag unserer Einwanderung auf der britischen Insel vorüber war, entdeckte ich einen neuen Indikator für den Grad unserer Integration in der neuen Heimat: die Länge unserer Einkaufsliste für Deutschland!
Diese Liste schrumpfte bei jedem Heimat-Besuch und nicht nur, weil unsere Kinder größer wurden und wir nicht mehr palettenweise diese eine bestimmte Babynahrung importierten, von der wir glaubten, sie wäre die einzig Richtige. Nein, wir konnten inzwischen auch auf deutsche Butterbrottüten gut verzichten (auf Papier-Teefilter dagegen noch nicht).
Auch Vanillezucker und Wundcreme musste nicht mehr sein. Nasenspray für Kinder aber doch.
Und noch etwas Alltägliches war Mangelware: In England war es fast unmöglich, Fieberzäpfchen für die Kinder zu bekommen. Auf Nachfrage beim GP (General Practitioner – Allgemeinarzt) winkte der vielsagend ab
«Ah, the British and their bottoms…».
Ich bekam ein Rezept und den offiziellen Rat, sie doch besser aus Deutschland mitzubringen. In England mussten die Dinger aufwändig bestellt werden, waren dazu noch unglaublich teuer und wahrscheinlich galten beim NHS (National Health Service) die Deutschen als leicht pervers. Aber solche Besorgungen wurden mehr und mehr zur Ausnahme.
Für Vieles hatten wir dank erweiterter Ortskenntnisse schließlich einheimische Quellen entdeckt (s. Eierfarbe).
Manches würden wir heute sogar gerne umgekehrt nach Deutschland importieren z.B. die gesamte Produktpalette von Duchy Originals, der Prinz Charles Bio-Marke, oder englischen Champagner, am liebsten von Nyetimber. Ja, richtig gelesen. Die Briten bauen seit den 90er Jahren Champagner-Rebsorten an und zwar mit solchem Erfolg (dem Klimawandel sei Dank), dass sogar Taittinger eigene Weinberge an der Kanalküste gekauft hat. (Alles nachzulesen hier.) Die Mengen sind natürlich klein und die Preise entsprechend.
Die Deutschen lieben ihr Brot
Eines aber verschwände sicher auch in zehn Jahren nicht von unserer Liste: Deutsches Brot und deutscher Kuchen! Wäre ich arbeitsloser deutscher Bäckermeister, ich würde sofort immigrieren. (Wobei, jetzt nach dem Brexit, ist das wahrscheinlich nicht mehr so einfach möglich.) Die Nachfrage wäre jedenfalls enorm und nicht nur unter deutschen Expats. Weltweit ist das Brot wohl das, was alle Expats am meisten vermissen. Meine Schwester fuhr gerne mal quer durch Mexiko-Stadt, um wenigstens ab und an mal an Brot mit Kruste zu knabbern. Und ich beneidete sie um diese Möglichkeit! Mein nächster deutscher Bäcker wäre in London gewesen.
Das Brot als der kleinste gemeinsame Expat-Nenner auf der Einkaufsliste. Ansonsten variieren die Bedürfnisse je nach Destination (und natürlich den persönlichen Vorlieben entsprechend).
Einkaufstipps
Je weiter man wegzieht und je weiter man damit von möglichen Bezugsquellen in der alten Heimat entfernt ist, desto mehr empfiehlt sich, auf dem ersten Look-and-See-Trip Zeit für einen Streifzug durch die örtlichen Supermärkte einzuplanen, um sich ein Bild zu verschaffen, was eventuell schwer zu bekommen ist.
Ihr könnt aber auch einen Blick auf die Expatmamas-Einkaufslisten werfen. Dort habe ich euch für verschiedene Länder Shoppings-Tipps zusammengetragen mit den Dingen, die man besser von zu Hause mitbringt.
Und wenn ihr selbst eure jeweiligen absoluten Must-Haves aus Deutschland hier mit uns teilen wollt, dann freue ich mich sehr über einen Kommentar.
Wenn meine Mama kommt lass ich mir auch immer viel mitbringen, aber es ist genauso wie bei dir, die Liste wird kürzer. Eigentlich nur noch Sachen für die Mädels, gute Duschgels, lustige Farbbäder und so Krams für die Badewanne. Kosmetik ist hier in Spanien dreimal so teuer und für Kinder gibt es oft nur stark parfümierte Sachen. Deutsches Brot hingegen gibt es hier ganz gutes bei Lidl und Aldi.
viele Grüße aus Andalusien
Susanne
Ach, was wären Expats ohne die Discounter und deren Expansionsdrang! ;-) Aldi gibt es inzwischen auch in den USA. – Wir haben in UK vor allem Nürnberger Bratwürste dort gekauft. Und natürlich Lebkuchen. :-)
Stimmt, such meine Einkaufsliste wird kürzer. Weiterhin drauf stehen Spätzle und Miracoli.
Es gibt hier kein Toffifee!! Und keinen Rhabarber…
Interessant zu lesen, deine Einkaufsliste! Stimmt, die Tampons in USA sind seltsam. Und Tempos gibt’s, sind aber irre teuer. Schokolade und Schwarzbrot habe ich im deutschen Regal bei Publix bekommen :-)
Aber gibt es wirklich keinen losen Tee in England? Unbelievable ;-)
GLG, Yvette
Natürlich gibt es losen Tee z.B. bei Whittard of Chelsea: https://www.whittard.co.uk. Aber eben leider nicht in der Provinz. Meine nächste Quelle war z.B. Birmingham oder London (jeweils 1,5 Stunden). Oder Online-Shopping. Und da wird jedes Tässchen doch recht teuer. :-) LG